K i rchenbau im Braunschwe i ger Land
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KLE INE GLOCKENGESCHICHTE DER
BRAUNSCHWE IGISCHEN L ANDESK IRCHE
von Har twig A. W. Niemann
Glocken sind sehr alte Musikinstrumente: Vor 5000 Jahren tau-
chen sie erstmals in China in vollendeter Gussform auf. Über den
Orient und insbesondere Ägypten werden sie im griechischen
und römischen Altertum bekannt. Die christliche Glockenge-
schichte beginnt mit der Konstantinischen Wende, dem Entste-
hen einer römischen Staatskirche und vornehmlich in den
Mönchsklöstern Ägyptens; Glocken entwickeln sich in der Nach-
folge hölzerner Signalinstrumente. Über das um 400 im südli-
chen Gallien gegründete Kloster Lerins (
Lerinum
), auf einer Insel
vor Marseille gelegen, das besonders enge Verbindungen zu den
Klöstern Ägyptens pflegte, ge-
langen die ersten Glocken mit
den Kelten nach Irland und
Schottland und durch die iro-
schottische Mönchsmission
nach Deutschland. Columban
(590 Gründung des Klosters
Luxeuil, Vogesen) und Gallus
(612 Gründung des Klosters
St. Gallen) können als frühe
Beispiele genannt werden, Bo-
nifatius (675-754) folgt ihnen
später. Finden wir Glocken zu-
nächst in den Klosterkirchen,
so werden sie fußend auf De-
kretalen des Papstes Sabinian
(605-606) durch Kapitulare
Karls des Großen (803) auch
für alle Pfarrkirchen im Fran-
kenreich vorgeschrieben.
1
Durch die auf der „Schwert-
mission“ Karls des Großen im
Sachsenland beruhende Ord-
nung werden diese Regeln
Abb. 1:
Ribernusglocke in
Lutter am Barenberge
[Datierung wird mit
10. oder 12. Jahr-
hundert angegeben],
Foto: Pfarrer Martin
Stützer, Lutter am
Barenberge