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schlechterte ihre Chancen, die
Huldigung zu verweigern.
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Die Rolle der Theologen bei
dieser die Stadtgeschichte bis
heute beschattenden grausa-
men Niederwerfung der Bür-
gerbewegung durch das Patri-
ziat ist in mehrfacher Hinsicht
zu hinterfragen. Auch Johann
Arndt (1555-1621), seit 1599
Prediger an der St. Martini-
Kirche, hat keineswegs mäßi-
gend auf die drohende Eskala-
tion der Gewalt eingewirkt,
vielmehr seine obrigkeitsstüt-
zenden und vor Aufruhr war-
nenden Kanzelappelle aus-
drücklich gerechtfertigt und
sein Gewissen durch den Bra-
bant bis zuletzt geleisteten
seelsorgerischen Beistand be-
schwichtigt.
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Der nach weiteren vergeblichen gewaltsamen und friedlichen
Versuchen Ende Dezember 1615 geschlossene Friede von Steter-
burg zwischen der Stadt Braunschweig und Herzog Friedrich
Ulrich beendete zwar eine fast 30-jährige Phase erbitterter Feind-
schaft zwischen der Stadt und dem Wolfenbüttelschen Herzog,
doch so feierlich die von Festgottesdiensten gerahmte Huldi-
gungszeremonie vom 6.-8. Februar 1616 auch verlief und so sehr
die Aufhebung der Acht 1617 auch bejubelt wurde, wie eine gefü-
gige Erb- und Landstadt verhielt sich Braunschweig fortan den-
noch nicht.
2. JOHANN ARNDT UND DIE VERÖFFENTL ICHUNG SEINES
„WAHREN CHRISTENTUMS“ IN BRAUNSCHWEIG
An den 10 Braunschweiger Pfarrkirchen waren 15 Pastoren
hauptamtlich tätig. An der Spitze des Geistlichen Ministeriums
Abb. 3:
Titelblatt „Supplicium
Achanis“ von Johann
Wagner (1605),
Fotonachweis:
Landeskirchliches
Archiv Wolfenbüttel