Evange l i sche K l osterpo l i t i k
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pflegten Kunst und Wissenschaft, trieben Armen- und Kranken-
fürsorge und trugen, durch Schenkungen oft zu Großunterneh-
men geworden, zeitweilig nicht unerheblich zu Wirtschafts-
wachstum und gesellschaftlichem Fortschritt bei. Allen Höhen
und Tiefen der mittelalterlichen Geschichte ausgeliefert, und ein-
gebunden in den Rhythmus von Aufbruch, Gewöhnung und Nie-
dergang, stellt die Geschichte des Mönchtums auch hierzulande
die Geschichte seiner Reformen dar. Dadurch wuchs ihm immer
wieder neue Kraft zu.
Was im 16. Jahrhundert über das Mönchtum hereinbrach, ausge-
löst durch die Kritik eines Mönchs an Auswüchsen des Ablasses,
sah zunächst auch wie eine jener früheren Reformen aus, in
Wirklichkeit aber traf es die monastische Idee und Frömmigkeit
an der Wurzel.
Zu den ersten Verbreitern refor-
matorischer Gedanken in der
Stadt Braunschweig gehörte
ein Mönch, Gottschalk Kruse
aus dem Benediktinerkloster
St. Ägidien. In der Bürgerschaft
herrschte in den 20er Jahren
eine ausgesprochen antimön-
chische Stimmung. Johannes
Bugenhagen sparte die Kloster-
frage in der städtischen Kir-
chenordnung von 1528 wohl
mit Rücksicht auf den katholi-
schen Herzog Heinrich d. J.
aus. Als die Reformation sich
konsolidiert hatte, waren die
Bettelordensklöster verlassen.
Die beiden Stifte öffneten sich
nur langsam der Reformation.
Das ursprünglich von Bürger-
töchtern besetzte Kreuzkloster
auf dem Rennelberg entwickel-
te sich nach 1532 zu einem
evangelischen Damenstift, in
dem nach dem Verlust der
Abb. 4:
Kreuzkloster [1910],
Fotopostkarte Verlag
Störig Braunschweig,
Quelle:
Landeskirchliches
Archiv Wolfenbüttel