K i rche und Lehrer schaf t
579
K IRCHE UND LEHRERSCHAF T
von Peter Albrecht
Die Beziehungen zwischen Kirche und Schule waren sowohl
fruchtbar für beide Institutionen als auch spannungsgeladen. Die
heutige Bedeutung der Schule für unsere Gesellschaft verdankt
sie sowohl der Kirche als auch ihrer weitgehenden Loslösung aus
dem Einflussbereich der Kirche. Beschäftigt man sich näher mit
dem Verhältnis Schule-Kirche, so gilt es durchaus die ‚Große Poli-
tik’, die rechtlichen Zuständigkeiten, die finanziellen Mittel, die
jeweils herrschenden pädagogischen Vorstellungen in den Blick
zu nehmen, keineswegs darf aber die Standespolitik der Lehrer-
schaft aus dem Auge gelassen werden. Bis ins 20. Jahrhundert
hinein ist der Stand des Lehrers durch sehr unterschiedliche Vor-
bildung, extrem stark differierende Bezahlung und arg abwei-
chende Grade der sozialen Absicherung gekennzeichnet. Dies
trug wesentlich dazu bei, dass die soziale Stellung des Lehrers in-
nerhalb der altständischen Welt sehr unterschiedlich war. Dies
galt im übrigen auch für den Beruf des Pfarrers. Ihren Interessen-
vertretungen gelang es im protestantischen Bereich, beginnend
im 18. Jahrhundert, erfolgreich dann im 19. Jahrhundert, einen
Abb. 1:
Lehrerkollegium der
Bürgerschule in
Schöppenstedt (um
1900), Fotonachweis:
Landeskirchliches
Archiv Wolfenbüttel