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genden Jahren als Geschäftsführer im Gaststättengewerbe u.a. in Braun-
schweig. 1945 wurde er Landrat und Oberkreisdirektor in Eutin, bevor er
nach Braunschweig berufen wurde.
10
1948 wurde Otto Bennemann zum Braunschweiger Oberbürgermeister
gewählt. Der kaufmännische Angestellte war vor 1933 Mitglied des Internatio-
nalen Sozialistischen Kampfbundes, einer linkssozialistischen Splittergruppe,
gewesen. Er war an der Widerstandsarbeit dieser Gruppe beteiligt und musste
1938 aus Deutschland fliehen, da seine Verhaftung zu befürchten war. Über die
Schweiz gelangte er nach Großbritannien. Ab 1940 wurde Bennemann als
deutscher Staatsangehöriger für fünfzehn Monate in ein Internierungslager nach
Australien gebracht. Aus Großbritannien kehrte er bereits im Mai 1945 zurück.
Er trat der SPD bei und wurde erster Bezirksvorsitzender, Ratsherr und Land-
tagsabgeordneter. Bis 1952 war er Oberbürgermeister, dann wählte die in der
Kommunalwahl entstandene Mehrheit aus CDU, DP, BHE und FDP den
Rechtsanwalt Dr. Kurd Semler zum Nachfolger. Nachdem diese Vier-Parteien-
koalition in der Stadtvertretung zerbrochen war, wurde Bennemann erneut von
1954 bis 1959 zum Stadtoberhaupt gewählt. In diesem Jahr übernahm er das
Amt des Innenministers in der Niedersächsischen Landesregierung.
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Als Nachfolgerin Otto Bennemanns als Oberbürgermeister wählte das
Braunschweiger Stadtparlament 1959 Martha Fuchs. Die Sozialdemokratin
gehörte schon vor 1933 der Stadtverordnetenversammlung an und arbeitete
als staatliche Gewerbeaufseherin. 1933 wurde sie in das Volksfreund-Gebäu-
de verschleppt und zum Niederlegen ihrer Ämter gezwungen. Ihre Stelle als
Gewerbeaufseherin verlor sie. 1944 wurde sie im Rahmen der Aktion „Gewit-
ter“ erneut verhaftet und über das Hallendorfer Gestapo-Lager 21 in das
Konzentrationslager Ravensbrück eingeliefert. Auf einem Evakuierungs-
marsch gelang ihr 1945 die Flucht. Sie wurde zunächst Braunschweigische
Ministerin für Wissenschaft und Volksbildung und nach Auflösung des Frei-
staates Niedersächsische Staatskommissarin für das Flüchtlingswesen.
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Das politische Geschehen im Nachkriegs-Braunschweig – darauf weisen
die in den dargestellten Biographien angesprochenen Ämter hin – wurde
weitgehend von sozialdemokratischen Mehrheiten geprägt. Die Repräsentan-
ten dieser kommunalpolitischen Dominanz waren Sozialdemokraten, die
Demütigungen, Berufsverbote, Misshandlungen und Haft in der Zeit des
Nationalsozialismus selbst erlitten hatten. Es liegt insofern die Erwartung
nahe, dass ein öffentliches Gedenken an die Opfer der NS-Verfolgung für sie
ein persönliches Anliegen war und Initiativen für Mahnmalssetzungen auf
ihre Unterstützung rechnen konnten. So erstaunt es nicht, dass neben
10
Ebenda, S. 390 f.
11
Carsten Grabenhorst, Otto Bennemann. Beitrag zu einer politischen Biographie. Braunschweig
1991. Klaus Erich Pollmann (Hg.), Anfang und Ende zugleich. Der Braunschweigische Landtag
1946, Braunschweig 1999, S. 305.
12
Ebenda, S. 195. Braunschweiger Frauen. Gestern und Heute. Braunschweig 2002, S. 70 – 74. Herle-
mann (wie Anm.8 ), S. 116 f.