DIETRICH HUMMEL UND KARL KÖSSLER
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nach 7 Luftschiffe (LZ 6, LZ 7, LZ 8 „Deutschland“, LZ 10 „Schwaben“,
LZ 11 „Victoria Luise“, LZ 13 „Hansa“ und LZ 17 „Sachsen“) zur Verfü-
gung. Mit ihnen wurden bis zum 31. Juli 1914 auf 1588 Fahrten 34028 Perso-
nen ohne Unfall befördert.
Ein weiterer deutscher Pionier auf dem Gebiet der Fluggeräte „leichter als
Luft“ war August von Parseval (1861 – 1942), der Prall-Luftschiffe entwickel-
te. Bei diesen wird die äußere Form allein durch den inneren Überdruck des
Traggases gewährleistet. Die Hülle bestand aus doppeltem Diagonalbaum-
wollstoff mit starker Zwischengummierung und leichter Außengummie-
rung, um das Gewebe gas- und wasserdicht zu machen. Am 26. Mai 1906
unternahm Parseval auf dem Tegeler Schießplatz bei Berlin erste Aufstiegs-
versuche mit einem Luftschiff, unterstützt vom Preußischen Luftschiffer-
Bataillon.
Am 31. Juli 1906 wurde die Motorluftschiff-Studiengesellschaft (MStG)
gegründet. Sie übernahm das Parseval‘sche Versuchsluftschiff und führte
mit ihm von einer 1907 in Betrieb genommenen eigenen Luftschiffhalle in
Tegel aus insgesamt 29 erfolgreiche Fahrten durch. Nachdem ebenfalls 1907
in Bitterfeld eine „Ballonhalle“ der MStG errichtet worden war, verlagerte
die MStG am 14. Dezember 1908 ihren technischen Betrieb von Tegel nach
Bitterfeld, wo preiswerter Wasserstoff zur Verfügung stand. Das Versuchs-
luftschiff wurde dort 1909 als PL 1 neu aufgebaut und weiter erprobt. Insge-
samt entstanden bis zum Beginn des 1. Weltkriegs (mit Ausnahme von PL 2
und PL 4) in Bitterfeld die Luftschiffe PL 1 bis PL 19. Fast alle wurden an
Heeresverwaltungen geliefert und dienten als Militär-Luftschiffe.
Am Beginn des 20. Jahrhunderts war in der Region Braunschweig die Be-
geisterung für die Luftfahrt sehr groß. Bereits am 13. März 1908 übernahm
der Braunschweigische Herzog-Regent Johann Albrecht zu Mecklenburg-
Schwerin (1857 – 1920) die Ehrenpräsidentschaft des Niedersächsischen Ver-
eins für Luftschifffahrt (NVL) in Göttingen, und gleichzeitig schloss sich
eine größere Zahl von Braunschweigern zu einer Ortsgruppe Braunschweig
dieses Vereins zusammen. Es wurden Fahrten mit dem Göttinger Ballon
„Segler“ vom Grundstück des Braunschweiger Gaswerks an der Taubenstra-
ße aus durchgeführt, aber bereits am 30. April 1909 konnte ein eigener Bal-
lon auf den Namen „Braunschweig“ (I) getauft werden. Er absolvierte bis
1913 insgesamt 43 Fahrten.
Am 6. Mai 1909 wurde die Loslösung vom Göttinger Verein beschlossen,
und am 15. Mai 1909 fand die Gründung des Braunschweigischen Vereins
für Luftschifffahrt (BVL) als Zweigverein des Deutschen Luftschiffer-Ver-
bandes (DLV) statt. An der Technischen Hochschule wurde im Studienjahr
1908/09 Dr. Wilhelm Schlink (1875 – 1968) zum ordentlichen Professor für
Technische Mechanik und Statik der Baukonstruktionen berufen. Er inte-
ressierte sich für die in stürmischer Entwicklung befindliche Flugtechnik,