Seite 11 - Luftfahrtgeschichte

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DIE ERSTE FAHRT EINES LUFTSCHIFFES UND DER ERSTE MOTORFLUG
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und aus eigenem Antrieb begann er imWintersemester 1909/10 privatim mit
einer Vorlesung über „Grundlagen der Luftschiffahrt“, die er später weiter
ausgebaut und um weitere Themen ergänzt hat. Schlink war eine der treiben-
den Kräfte im BVL, und er hat die Entwicklung der Luftfahrt in Braun-
schweig nachhaltig beeinflusst.
In Braunschweig existierte vor dem 1. Weltkrieg kein Flugplatz. Für
Schauveranstaltungen wurde als einziger größerer freier Platz der Große
Exerzierplatz benutzt, der im Südosten der Stadt lag. Es ist das Gelände, auf
dem heute der Golfplatz und das Städtische Klinikum an der Salzdahlumer
Straße zu finden sind. Auf Veranlassung durch den BVL lud der Stadtmagis-
trat von Braunschweig am 12. Oktober 1909 den Grafen Zeppelin zum Be-
such von Braunschweig mit einem Luftschiff ein. Das Einladungsschreiben
enthielt den Vermerk, dass an der vorgesehenen Landestelle auf dem Großen
Exerzierplatz eine Ankervorrichtung für ein Luftschiff vorhanden sei. Diese
bestand aus einigen eingegrabenen Eisenbahnschwellen und einer Kette.
Graf Zeppelin dankte in einem höflichen Antwortschreiben, in dem er einen
späteren Besuch in Aussicht stellte.
Bei den Bemühungen, ein Luftschiff in Braunschweig vorzuführen, wurde
schnell klar, dass ein Starr-Luftschiff des Grafen Zeppelin nur durch die
Luft nach Braunschweig gelangen konnte, während ein Prall-Luftschiff von
Parseval in Einzelteile zerlegt auch auf dem Landwege transportiert werden
konnte. Diese Möglichkeit führte im November 1910 zum Erfolg. Auf Einla-
dung des Verlegers der Braunschweigischen Landeszeitung (BLZ) Oskar
Dietel kam das Parseval’sche Prall-Luftschiff PL 5 von Bitterfeld nach Braun-
Zugang zum Landungsplatz
auf dem Großen Exerzierplatz
(Braunschweigische Landes­
zeitung vom 6. November
1910)