RUDOLF MÜLLER
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Hochstart mit mehr als 300 m Schlepphöhe durchgeführt. Alle vier Babys
absolvierten an diesem Tag ihre Jungfernflüge mit dem jeweils zugehörigen
Fluglehrer.
Der bestellte Doppelsitzer Kranich III wurde Mitte August nach Braun-
schweig geliefert und am 16. August 1952 in Betrieb genommen. Schon der
zweite Flug dauerte 4 Stunden und 42 Minuten und zeigte, was für ein zu
dieser Zeit großartiger Doppelsitzer der Kranich III war. Die Taufe fand
dann am folgenden Sonntag statt.
Bis zum 23. November 1952 wurden in sehr intensivem Flugbetrieb 839
Starts durchgeführt. Das Rollfeld des Flughafens wurde in der Folgezeit
nach und nach der landwirtschaftlichen Nutzung entzogen und wieder ein-
gesät. So konnte dann Anfang April 1954 der Flugbetrieb auf einer Gras
fläche aufgenommen werden, was bis heute für den Segelflug üblich ist.
Die zweite Aufbauphase des Segelflugs im Aero-Club
In der Flugausbildung zeigte sich rasch der Bedarf an einem Schulgleiter als
Vorstufe zu den Babys. Daher wurde kurzerhand ein SG 38 gebaut und am
19. Juli 1954 in Betrieb genommen. So konnte die Anfängerausbildung mit
dem SG 38 beginnen und die Weiterbildung mit dem Doppelsitzer Kranich
und den Babys erfolgen. Im Flugbetrieb war der Transport der Schleppwin-
de zum Standplatz einen Kilometer über die Wiese sehr aufwändig. Ein Zug-
fahrzeug stand nur selten zur Verfügung, und so musste die zwei Tonnen
schwere Winde oft per Hand gezogen und geschoben werden. Daher wurde
ein Büssing Vorkriegs-LKW besorgt, dazu eine LKW-Hinterachse als Win-
kelgetriebe, und mit dem Motor der alten Winde entstand so eine selbstfah-
rende Längsschleppwinde. Diese besaß zwar immer noch nur eine Seiltrom-
mel, aber sie musste nicht mehr von Hand bewegt werden.
Am 21. Juli 1953 erfolgte die Neugründung der ehemaligen DFL nach
dem Krieg. Da ihr Gelände in Völkenrode inzwischen anderweitig genutzt
wurde, sollte sie in die ehemaligen TH-Gebäude am Flughafen einziehen.
Damit war die Nutzung der Flugzeughalle mit Nebenräumen für den Aero-
Club beendet, und die Werkstattfrage stellte sich erneut. Hallenplatz konnte
der Flughafen anbieten, aber keine Werkstatträume, und ein Werkstattbau
auf dem Flughafengelände wurde nicht gestattet. Da der PSV inzwischen
fliegerisch auch in Waggum beheimatet war, hatten beide Vereine engen
Kontakt und gleiche Sorgen und Ziele. Daher wurde das Projekt „Segelflie-
gerhof Braunschweig“ als zukünftige Werkstätten beider Vereine auf ge-
meinsamem Gelände geplant und in Angriff genommen.
Der Aero-Club hatte inzwischen über 100 Mitglieder, von denen ein Drit-
tel seine fliegerische Heimat bis 1945 beim Motorflug hatte und den Segel-