Seite 20 - Luftfahrtgeschichte

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Ballone und Luftschiffe
in der Region Braunschweig
Von Michael Düsing, Jürgen Schulz und Frank Stahlkopf
Die Verwirklichung des uralten Menschheitstraumes vom Fliegen begann
1783 mit der Erfindung des zunächst unbemannten Ballons an einem bis da-
hin ganz unbekannten Ort namens Annonay südlich von Lyon in Frank-
reich. Dort besaß die Familie Mongolfier eine Papierfabrik, und die Brüder
Joseph-Michael (1740 – 1810) und Jacques-Étienne (1745 – 1799) hatten beob-
achtet, dass bei der Verbrennung von Papierresten diese sich erhoben und
nach oben schwebten. Sie experimentierten mit dieser Erkenntnis und bau-
ten aus Papier und Leinwand eine 600 Kubikmeter große Hülle. Nach dem
Befüllen mit Rauchgas, das aus brennendem Stroh und gekämmter Wolle er-
zeugt wurde, blähte sich das Gebilde zu einer mächtigen Kugel auf und erhob
sich am 14. Juni 1783 vor einem staunenden Publikum in die Lüfte.
Braunschweiger Ballonaufstiege im 18. und 19. Jahrhundert
Am 21. November 1783 gelang dem Physiker Pilâtre de Rozier zusammen
mit dem Marquis d’Arlandes in Paris die erste Fahrt zweier Menschen in
einem Heißluftballon (Mongolfière) und am 1. Dezember desselben Jahres
fuhren dort der Physiker Charles (1746 – 1823) und sein Mitarbeiter Robert
mit einem wasserstoffgefüllten Gasballon (Charlière). Diese Ereignisse wur-
den überall mit Begeisterung aufgenommen, so auch in Braunschweig. Der
Braunschweigische Herzog Karl Wilhelm Ferdinand (1735 – 1806) beauf-
tragte wohl schon 1783 den Naturforscher seines Collegium Carolinum,
Professor Eberhard August Wilhelm Zimmermann (1743 – 1815), und den
Inhaber der Hagenmarkt-Apotheke, Justus Christoph Heinrich Heyer (1746
– 1821), mit dem Bau eines Versuchsballons auf seine Kosten. Sie entschieden
sich für eine Charlière. Die Ballonhülle aus gummierter Atlasseide wurde am
Hagenmarkt mit Wasserstoff befüllt und anschließend zum Schloss getra-
gen, wo der Herzog persönlich das Zeichen zum Aufstieg des unbemannten
Ballons „Ad Astra“ gab. Die erste Fahrt fand bereits am 28. Januar 1784 statt
und führte 2 km weit nach Eisenbüttel. Ihr folgte am 8. Februar 1784 ein
zweiter Aufstieg, der nach 75 km in Dambeck bei Salzwedel endete. Diese zu
den frühesten unbemannten Ballonaufstiegen in Deutschland zählenden
Fahrten kamen durch die wohl erstmalige Förderung der Luftfahrt durch die
Obrigkeit an einer deutschen Hochschule zustande.