Seite 41 - Luftfahrtgeschichte

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DIE LUFTFAHRTFORSCHUNGSANSTALT 1936 BIS 1945
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Berlin-Adlershof, Aerodynamische Versuchsanstalt (AVA) in Göttingen und
Deutsches Forschungsinstitut für Segelflug (DFS) in Darmstadt eine weite-
re Forschungsanstalt zu gründen, die eine Ergänzung zur mehr anwendungs-
orientierten DVL sein sollte. Am 10. Februar 1936 fand die Gründungsver-
sammlung der „Deutschen Forschungsanstalt für Luftfahrt“ (DFL) im
„Haus der Flieger“ in Berlin statt. Als Organisationsform wurde der „Einge-
tragene Verein“ gewählt. Am 14. Mai 1936 wurde Prof. Dr. Hermann Blenk
(1901 – 1995), Leiter des Instituts für Aerodynamik der DVL, in den Vor-
stand der DFL berufen. Im November des gleichen Jahres wurde er auch
zum Betriebsführer ernannt und leitete von nun an die Geschicke der DFL.
Die neue Forschungsanstalt sollte sich mit länger angelegter Grundlagenfor-
schung auf den Gebieten Strömungsmechanik, Luftfahrzeugkonstruktion,
Flugmotoren und Flugzeugbewaffnung befassen. Es waren insbesondere
zwei Dinge, die den Aufbau einer neuen Forschungsanstalt erforderlich
machten: Die Einrichtung eines neuen Forschungsgebietes über Flugzeug-
bewaffnung, das bisher in keiner der Luftfahrtforschungsanstalten vertreten
war, und der Bau eines Großwindkanals nach NACA-Vorbild, in dem kom-
plette Flugzeuge vermessen werden konnten. Für die Auswahl des Standor-
tes galten folgende Kriterien:
– Zentrale Lage in Deutschland,
– gute Verkehrsanbindung (Eisenbahn, Autobahn, Kanal),
– Nähe zu einer Technischen Hochschule mit luftfahrttechnischen Lehr-
stühlen,
– Bereitstellung eines ausreichend großen Geländes mit Erweiterungsmög-
lichkeit.
Neben anderen Städten bewarb sich auch Braunschweig. Auf Betreiben des
Ministerpräsidenten des Landes Braunschweig, Dietrich Klagges (1891 –
1971), unterstützt durch den Oberbürgermeister Dr. Wilhelm Hesse (1901 –
1968) und Staatsminister Fritz Alpers (1901 – 1944) erhielt die Stadt die Zu-
sage durch das RLM. Braunschweig verpf lichtete sich, ein geeignetes
Gelände kostenlos zur Verfügung zu stellen, für eine Verkehrsanbindung zu
sorgen und Wohnungen für die DFL-Mitarbeiter zu errichten. Auf der Su-
che nach einem geeigneten Ort legte man sich auf ein Gelände südlich von
Völkenrode fest. Die Bauleitung für die neue Anstalt übernahm die DVL.
Die Planung der technischen Einrichtungen lag in den Händen der Abtei-
lung „Technischer Ausbau“ des Neubauamtes im RLM.
Die Bauarbeiten begannen im Oktober 1936. Wegen des gleichzeitigen
Aufbaus der „Reichswerke Hermann Göring“ in Salzgitter und des Volkswa-
genwerkes in Fallersleben kam es zu Engpässen bei der Belieferung mit Ma-
terial. Insbesondere führte der Abzug von Arbeitskräften zu Verzögerungen.
Das Hauptproblem war jedoch die Gewinnung geeigneten Personals, das
auch bis Kriegsende nicht ausreichend gelöst werden konnte.