Seite 44 - Luftfahrtgeschichte

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BERND KRAG UND GERHARD SAUERBECK
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Es gab sechs Windkanäle auf dem Gelände, von denen der größte der
Unterschallkanal A3 war mit einem Düsendurchmesser von 8 m. Es konnten
Windgeschwindigkeiten bis zu 95 m/s erzielt werden. Der kleine Unter-
schallkanal A1 mit einem Düsendurchmesser von 2,5 m und einer Maximal-
geschwindigkeit von 55 m/s stand mit fünfzig Prozent seiner Belegzeit der
Grundlagenforschung zur Verfügung. Unter anderem wurden hier systema-
tische Leitwerksmessungen durchgeführt.
Der Hochgeschwindigkeitskanal A2 mit einem Düsendurchmesser von
2,8 m durfte wegen seiner enormen Antriebsleistung von 12000 kW nur
nachts oder am Wochenende betrieben werden. Im A2 konnten Machzahlen
bis zu M = 0,95 erzielt werden. Wegen seiner Komplexität erforderte dieser
Kanal einen erheblichen Wartungsaufwand, und er war erst ab Mitte 1942
voll einsatzfähig. Die schlechte Strömungsqualität des A2 ließ genaue Mes-
sungen im hohen Unterschallbereich jedoch nicht zu.
Von geringerer Bedeutung waren die Hochgeschwindigkeitskanäle A6/
A7 und der Kanal A9. Die Windkanäle A6 und A7 liefen im intermittieren-
den Betrieb. Die Luft wurde über ein Schaltventil durch die Messstrecke in
einen Vakuumkessel gesaugt. Damit waren Versuchszeiten von 20 Sekun-
den möglich. Der Kanal A7 konnte auch im geschlossenen Kreislauf betrie-
ben werden. Mit einer kleinen Düse von 25 cm x 25 cm waren dann länge-
Der große Windkanal A3 der
LFA. Dieser Windkanal hatte eine
Antriebsleistung von 12000 kW,
die Maximalgeschwindigkeit
betrug 95 m/s. Das Flugzeug
Bf 109 wurde in die Messstrecke
gehängt, um die Größe des Kanals
zu verdeutlichen. (Archiv DLR)