DIE LUFTFAHRTFORSCHUNGSANSTALT 1936 BIS 1945
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untergebracht. Trotz aller Tarnmaßnahmen und Geheimhaltungsvor-
schriften war den Amerikanern die Existenz der DFL jedoch bekannt. Auf
Betreiben des Ministerpräsidenten Klagges wurde die Forschungsanstalt
im Jahre 1938 in „Luftfahrtforschungsanstalt Hermann Göring“ (LFA)
umbenannt.
Das Institut für Aerodynamik (Institut A) bestand aus vier Abteilungen
(Flugmechanik, Triebwerks-Aerodynamik, Unterschall-Aerodynamik und
Physikalisches Laboratorium). Ursprünglich waren die Aufgaben des Insti-
tuts für Gasdynamik darin integriert. Prof. Blenk sah jedoch für Aerodyna-
mik und Gasdynamik völlig unterschiedliche Aufgabenstellungen, die eine
Trennung in zwei eigenständige Institute erforderlich machte. Später (1940 –
1944) kam die Betreuung der Versuchsanlagen in Chalais Meudon (bei Paris)
und der TH Warschau hinzu. Auf den Bau eines großen 1:1 Windkanals
wurde zugunsten eines großen Unterschallkanals verzichtet. Nach Ansicht
der Fachleute sah man die Probleme im höheren Geschwindigkeitsbereich.
Wichtig war, dass komplette Antriebe mit Propeller in der Messstrecke
untergebracht werden konnten.
Das Institut für Gasdynamik (Institut G) hatte drei Abteilungen (Modell-
messungen, Theoretische Gasdynamik und Strahlantriebe). 1937 wurde als
vierte Abteilung die „Außenstelle für besondere Aufgaben“ in Faßberg er-
richtet. Aus Tarnungsgründen wurde sie als „Flugzeugprüfstelle Trauen“ be-
nannt. Für diese Außenstelle wurde Prof. Dr. Eugen Sänger (1905 – 1964),
der später durch den Entwurf seines sog. „Antipodenbombers“ berühmt
wurde, verpf lichtet. Dort wurde ein Raketenprüfstand für Schübe bis zu
100 t gebaut.
Durch die erstmalige Nutzung von keramischenWerkstoffen für thermisch
hochbelastete Bauteile in Turbinen und Brennkammern wurde im Institut für
Festigkeit (Institut F, später: S) technologisches Neuland beschritten.
Das Institut für Kinematik (Institut K bzw. W) leitete zuerst Dr. Wilhelm
Thomé aus der Forschungsabteilung des RLM. Nach seinem Tode im Jahre
1938 wurde es Dr. Paul Hackemann, Prof. Dr. Richard Grammel (1889 –
1964) und Prof. Dr. Theodor Rossmann unterstellt. Das Institut war in die
vier Abteilungen Waffentechnik, Ballistik, Zielgeräte und Theoretische Bal-
listik gegliedert.
Das Institut für Motorenforschung (Institut M) lag vom übrigen Gelände
durch die Straße nachWatenbüttel getrennt in einemWäldchen, das heute von
der PTB eingenommen wird. Die Leitung hatte Prof. Dr. Ernst Schmidt (1892
– 1975) von der TH Danzig. Das Institut bestand aus den Abteilungen Ther-
modynamik, Verbrennung, Wärmeübergang, Chemie und Gestaltung. Letz-
tere Abteilung stand unter der Leitung von Prof. Dr. Otto Lutz (1906 – 1974).
Zu den Instituten gehörten umfangreiche Versuchsanlagen, deren Ausstattung
und Leistungsfähigkeit die Alliierten nach Kriegsende erstaunte.