Seite 52 - Luftfahrtgeschichte

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DIETRICH HUMMEL
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gemeinsame Aktion der Staatsregierung, der Hochschule, der TWV und des
Spenders Heinrich Büssing durchgeführt, an der sich auch die Stadt Braun-
schweig beteiligte. Zur Linderung der Wohnungsnot wurden nämlich im
Obergeschoss mehrere Wohnungen eingebaut, die 1922 bezogen werden
konnten. Danach löste sich Heinrich Büssing von seinen Verpflichtungen
gegenüber dem Braunschweigischen Staat und der Hochschule. Der Staats-
regierung fiel es dann aber angesichts der Inflation leicht, die Restschulden
zu tilgen, und so ging die Liegenschaft mit dem unfertigen Gebäude am
5. Juli 1923 in Staatsbesitz über.
Als Nachfolger Schlinks wurde bereits am 3. April 1921 Dr.-Ing. Kurt
Eisenmann (1883 – 1963) als o. Professor für Technische Mechanik und Sta-
tik der Baukonstruktionen berufen. Obwohl er keinerlei Erfahrung auf dem
Gebiet der Luftfahrt mitbrachte wurde von ihm erwartet, dass er wie sein
Vorgänger nebenbei auch das Gebiet der Luftfahrt abdecken möge. Dies fiel
ihm in den kommenden Jahren außerordentlich schwer, aber besondere Um-
stände kamen ihm doch zu Hilfe:
Sein Kollege, der a. o. Professor für Technische Mechanik und Stoffkun-
de Dr. Otto Föppl (1885 – 1963), promovierte 1911 an der TH Aachen mit
einer Arbeit aus dem Gebiet der Aerodynamik, und er war der Schwager des
berühmten Strömungsmechanik-Professors Dr. Ludwig Prandtl (1875 –
1953) in Göttingen. Föppl leitete an der TH Braunschweig das Festigkeits­
laboratorium, und sein Assistent im Studienjahr 1924/25 war Adolf Buse­
mann (1901 – 1986). Ab dem Studienjahr 1922/23 unterstützte Föppl die
Lehre von Eisenmann durch eine Vorlesung über Aerodynamik in jedem
zweiten Wintersemester.
Am 8. November 1922 wurde an der TH Braunschweig eine Flugwissen-
schaftliche Gruppe e. V. (FWG) gegründet, und Prof. Eisenmann wurde ihr
formaler Vorsitzender. Ein großer Teil der studentischen Mitglieder hatte
Flugerfahrung aus dem 1. Weltkrieg. Noch vor der Eigentumsübertragung
1923 richteten sie in dem halbfertigen Flugtechnischen Institut ihre Werkstatt
ein. Sie vollendeten dort in kürzester Zeit ihre ersten Segelflugzeuge, und von
1924 bis 1929 bauten sie dort auch Motorflugzeuge, mit denen auf dem Flug-
platz Braunschweig-Broitzem geflogen wurde. Die Aktivitäten der fachlich
versierten Studenten halfen Prof. Eisenmann, die Flugtechnik in der Lehre
wenigstens mit Übungen zu vertreten. Nach dem 1927 erfolgreichen Wettbe-
werbsentwurf eines eigenen Motorflugzeugs MB 12 der Studenten hielt dann
Eisenmann imWS 1927/28 erstmalig eine Vorlesung über Flugzeugbau.
Der weitere Ausbau des Flugtechnischen Instituts gelang Prof. Eisenmann
mit größten Mühen ebenfalls durch die Hilfe der FWG, die sich durch Spen-
den aus der Braunschweigischen Wirtschaft in einer günstigen finanziellen
Situation befand. Eisenmann machte den wissenschaftlich führenden Kopf
der FWG Karl Haarmann zu seinem Assistenten, und Haarmann hat 1925