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Das Braunschweiger Luftwaffenlazarett
Von Bernd Schneider
Zu allen Zeiten bemühten sich die Städte und Gemeinden, Einrichtungen
wie Handel, Gewerbebetriebe, Behörden und ähnliches und natürlich auch
Militär in jeglicher Art an ihre Orte zu binden, um ihre Existenzgrundlagen
aufzubessern. Dieses traf auch für die Stadt Braunschweig zu. Sie versuchte,
Militärdienststellen sowie Truppenteile hier anzusiedeln, und so machte man
der Wehrmacht günstige Angebote. Als am 1. März 1935 die insgeheim ge-
schaffene Luftwaffe als dritter Wehrmachtsteil enttarnt wurde, hatte die
Stadt das Bestreben, auch Luftwaffeneinrichtungen nach Braunschweig zu
holen. Die Bevölkerung begeisterte sich schon von Anfang an für die Luft-
fahrt, und nach der Übersiedelung der Deutschen Verkehrsf liegerschule
(DVS) auf den Flughafen Braunschweig-Broitzem 1929, sowie nach den Er-
folgen der Stadt 1935 bei der Ansiedelung der Luftfahrtforschungsanstalt
(LFA) bei Völkenrode und des Luftfahrtlehrzentrums der TH auf dem Flug-
hafen Braunschweig-Waggum, gab es gar keinen Zweifel daran, dass Braun-
schweig nun als „Stadt der Flieger“ gelten konnte.
Für den Aufbau des Sanitätswesens der Luftwaffe war der Sanitätsinspek-
teur der Luftwaffe Generaloberstabsarzt Prof. Dr. Erich Hippke (1888 –
1969) zuständig. Nach seiner Überzeugung lag der Schwerpunkt bei der mi-
litärärztlichen Tätigkeit in der Behandlung von Verwundeten. Die
Erfordernisse der Luftwaffe waren eine ausgezeichnete medizinische Versor-
gung der Truppe, die Wiederherstellung der Wehrfähigkeit der Soldaten
und die Fortbildung von Ärzten, Sanitätern und Pflegepersonal. Um dies op-
timal zu erreichen, war es erforderlich, eigene Luftwaffenlazarette aufzu-
bauen. Ab 1936 hatte die Stadt Braunschweig besondere Anstrengungen
unternommen, um eines der in Deutschland geplanten Luftwaffenlazarette
für sich zu sichern. Seitens der Luftwaffe bestanden jedoch aus klimatischen
und luftschutzmäßigen Gründen Bedenken, ein Lazarett in Braunschweig zu
errichten. Nur das auf gute Beziehungen zur Spitze des Reichsluftfahrtmi-
nisterium (RLM) gestützte Drängen der Stadt, dazu ihr Angebot, das Bau-
grundstück unentgeltlich zur Verfügung zu stellen, führten schließlich dazu,
das vorgesehene, reichsweit dritte Luftwaffenlazarett hier entstehen zu las-
sen.
In Verhandlungen zwischen dem Vertreter des Referats Sanitätswesen im
RLM und der Stadt wurde die Übereinkunft getroffen, ein Lazarett zu er-
richten, welches in städtebaulicher Hinsicht und architektonischer Gestal-
tung den Wünschen der Stadt entsprach. In ihrer Stadtplanung legte sie gro-
ßen Wert darauf dass das Lazarett auf dem ehemaligen Großen Exerzierplatz