DER FLUGHAFEN BRAUNSCHWEIG-WAGGUM NACH 1945
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Am 2. September 1956 besuchte ein amerikanisches Kleinluftschiff vom
Typ „Blimp“ erstmals den Flughafen Braunschweig-Waggum. In den folgen-
den Jahren waren Luftschiffe dieser Art häufig und regelmäßig jeweils für
kürzere Zeit hier stationiert, um Reklamefahrten in der Region und insbe-
sondere anlässlich der Industriemesse in Hannover durchzuführen. Bereits
1957 nahm die Firma Kuba-Imperial als Erste einen Werksflugverkehr mit
drei Flugzeugen von Braunschweig aus auf. Im selben Jahr stationierte das
Zweigwerk Wolfenbüttel der Schering AG ein Motorflugzeug vom Typ Pi-
per PA 11 zum Einsatz bei Sprühversuchen auf dem Flughafen Braunschweig-
Waggum. Die Luther-Werke richteten 1958 einen Wartungsbetrieb für
Hubschrauber der Bundeswehr ein, der aber 1979 als Folge des Konkurses
der Luther-Werke aufgegeben wurde. Die Flughafengesellschaft verkaufte
1959 das ehemalige Segelfluggelände auf dem Heeseberg bei Jerxheim, und
aus dem Erlös wurde am Südrand des Flughafens Braunschweig-Waggum
eine 35 m x 15 m große Halle gebaut, die ab 12. November 1960 mit Segel-
flugzeugen belegt wurde. Im Jahr 1962 errichtete die Bundesstelle für Fern-
meldestatistik ein Bürogebäude und zwei zugehörige Hallen für ihren Hub-
schrauberbetrieb.Ebenfalls seit1962wardieGrenzschutz-Fliegerstaffel-Nord
mit acht Hubschraubern auf dem Flughafen stationiert, bis sie 1972 nach
Gifhorn verlegt wurde.
Alle bisher beschriebenen Flugaktivitäten auf dem Flughafen Braun-
schweig-Waggum wurden auf dem grasbewachsenen Rollfeld aus der Vor-
kriegszeit durchgeführt. Dieses befand sich in einem hervorragenden Zu-
stand, so dass es 1962 für Flugzeuge mit einer Gesamtmasse von 20 t statt der
bisherigen 14 t zugelassen werden konnte. Die Startrichtung wurde jeweils
der Windrichtung angepasst, wobei ab 1955 Motorflug und Segelflug paral-
lel nebeneinander betrieben wurden. Auf welcher Seite der Motorflugbahn
der Segelflug stattfand, wurde im Einvernehmen mit dem Flugplatzschäfer
festgelegt. Die Flughafengesellschaft war um den weiteren technischen Aus-
bau des Flughafens sehr bemüht. Bereits 1959 war auf dem Vorfeld eine neue
Flugleitung in Betrieb genommen worden, und 1963 folgte ein Flugbetriebs-
gebäude für Flugschule und Feuerwehr mit einem Sanitäts- und einem Fall-
schirmpackraum. Hinzu kam unter dem Vorfeld eine moderne Tankanlage.
1960 ging die Befeuerung der Umgebung des Flughafens mit der Kirchturm-
spitze in Waggum und Masten am östlichen Waldrand in Betrieb. Die Deut-
sche Lufthansa benutzte den Flughafen dann im Rahmen ihrer Überland-
flugausbildung auch zur Nachtflugschulung.
Die Benutzung des Rollfeldes wurde 1964 grundlegend neu geordnet, in-
dem für den Motorf lug eine 1050 m Grasbahn mit Ost-West Ausrichtung
eingerichtet wurde, die 1965 eine 50 m breite Nachtbefeuerung mit je 300 m
langen Anf lugbefeuerungen im Osten und Westen erhielt, und zusätzlich
wurde ein Drehscheinwerfer (weiß – weiß) auf dem Hauptgebäude instal-