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Die numismatische Literatur
größerer Zahl.
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Es waren tei lweise Bestandskataloge, mit denen Münzsammler ihre eigenen
Sammlungen veröffentlichen wollten, teilweise kursorische Aufzählungen aller damals zugänglichen
Münzen. Allerdings waren sie noch weitgehend ohne Abbildungen und insofern von geringem Nutzen
für weitere Forschungen. Einen großen Fortschritt in der Materialvorlage brachten die zahlreichen be-
bilderten Auktionskataloge, die seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts erschienen. Darin wurden
spezielle Sammlungen oder Sammlungsbestände versteigert, die für das Thema Braunschweig und
Braunschweigisches Land von Bedeutung sind, etwa die Sammlungen Knigge, Löbbecke, Bohlmann,
Schwalbach, Meyerhof, Deecke, Hohenstaufenzeit, Bonhoff, Bonin, Brockmann, Fürstlich Fürsten-
bergisches Münzkabinett
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und zahlreiche weitere Kollektionen mit braunschweigischen Münzen und
Medaillen.
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Eine neue Dimension in der Materialvorlage brachte das neunbändige Werk von Eduard Fiala (1855-
1924), der zwischen 1904 und 1919 Teile der alten Welfensammlung, die sich damals noch im Besitz der
Hannoveraner Linie befand, publizierte.
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Im Wesentlichen werden darin die Münzen und Medaillen
der regierenden Fürsten aller welfischen Linien, auch der Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel be-
schrieben. Vom neunten Band mit dem Untertitel ‚Die Prägungen der münzberechtigten Geistlichkeit
der welfischen Lande’ wurde nur noch der Text gesetzt
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; die Tafeln konnten nicht mehr gedruckt
werden. Geplant waren noch drei weitere Bände, die die Prägungen des münzberechtigten Adels, der
Städte und die Personalprägungen in den welfischen Landen enthalten sollten. Dazu ist es aber nicht
mehr gekommen.
Das Werk Fialas ist in der Fachwelt umstritten. Dadurch dass die Bestände der Welfensammlung
vollständig publiziert werden sollten, aber aus Platzgründen zahlreiche Rück- und Querverweise
sowie Zusammenfassungen eingebaut wurden, ist das Werk nicht nur unübersichtlich, sondern enthält
auch zahlreiche Fehler und Ungenauigkeiten, besonders was die mittelalterlichen Münzen betrifft. In
den Einleitungen zu den einzelnen Bänden bringt Fiala aber wichtige Informationen über historische
und münzgeschichtliche Ereignisse in chronologischer Folge.
Auf Fialas Werk aufbauend, aber es verkürzend, erstellte Gerhard Welter 1971 einen Typenkatalog
der Welfenprägungen seit Heinrich dem Löwen.
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Auch die Sammlungen des Grafen Karl zu Inn- und
Knyphausen und des Freiherrn Wilhelm Knigge wurden von ihm eingearbeitet. Kursorisch fasste er
die in den genannten Werken aufgeführten Münzen in Gruppen zusammen und fügte im Nachtrags-
band noch einige Ergänzungen hinzu. Genaue Beschreibungen der einzelnen Münzen fehlen. Der
Überblick über das umfangreiche Material welfischer Prägungen wird dadurch zwar vereinfacht. Da
Welter die Angaben aber meist unkritisch übernommen hat, sind eine Reihe von Fehlern in sein Werk
eingegangen.
Für die wissenschaftliche Beschäftigung mit den mittelalterlichen Brakteaten waren die Mitte des
19. Jahrhunderts entstandenen Schriften des Wolfenbütteler Bibliothekars Karl Philipp Christian
Schönemann (1801-1855) ungemein befruchtend.
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Julius Menadier (1854-1939), von 1881 bis 1884
Numismatiker am Herzoglichen Museum in Braunschweig, und Paul Jonas Meier (1857-1946), von 1886
bis 1924 ebenfalls am Museum in Braunschweig tätig, brachten trotz oder gerade wegen vieler fachlicher,
bis ins Persönliche gehender Streitigkeiten die mittelalterliche Numismatik des Braunschweigischen
Landes und des Harzraumes beträchtlich voran, wie ihre zahlreichen Schriften beweisen (siehe das
Literaturverzeichnis unten).
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Vor allem die umfangreichen Schatzfunde mit Brakteaten, die ins Herzog-
liche Museum gelangt sind, boten ihnen die Materialgrundlage für ihre Forschungen.
Dennoch fehlt heute immer noch ein grundlegender Überblick über die Brakteatenprägungen im
Braunschweigischen Land, auch wenn Jürgen Denicke in vier dünnen Heften die in Braunschweig ge-
prägten Brakteaten mit manchen Unsicherheiten und nur oberf lächlich in Typen gegliedert zu-
sammengestellt hat.
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Aufgrund von Aktenstudien sind für die Geldgeschichte Niedersachsens wichtig die alten Arbeiten
Bodes sowie von Max von Bahrfeldt und Heinrich Buck. Buck hat für die Münz- und Geldgeschichte
niedersächsischer Städte wichtige Werke verfasst, während sich Werner Jeep in zahlreichen kleineren
Beiträgen mit der braunschweigischen Geldgeschichte aufgrund der Aktenlage beschäftigt hat.
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