Die Brakteaten Heinrichs des Löwen
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Gründen in die fünfziger Jahre des 12. Jahrhunderts, wie vorgeschlagen wurde
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, ist wie die Datierung fast
aller Brakteaten Heinrichs des Löwen äußerst problematisch. Man muss damit rechnen, dass verschiedene
mehr oder weniger künstlerisch begabte Handwerker zur Herstellung der Stempel herangezogen wurden,
die unterschiedliche Stilelemente einsetzten und unterschiedliche Vorlagen für ihre Arbeit verwendeten, so
dass eine chronologische Reihenfolge auf Grund des Stils unsicher ist.
Die Braunschweiger Brakteaten Heinrichs stellen das Stadtbild in verschiedenen Varianten dar.
Manchmal sind fünf, manchmal nur drei Türme, manchmal Zinnen-, manchmal Kuppeltürme ab-
gebildet. Gelegentlich steht der Löwe auf der Stadtmauer bzw. setzt sich die Mauer unter dem Löwen
fort. Manchmal bewacht der Löwe in einem Torbogen den Eingang zur Stadt (Abb. 21 und Ver-
größerung S. 34)
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.
Die Umschriften auf den Brakteaten sind oft nur schwer entzifferbar. In der
Regel wurden gleichgroße Majuskel ohne Ober- und Unterlängen auf die
Münzen gesetzt. Manche Buchstaben erscheinen aber spiegelverkehrt oder auf
den Kopf gestellt, andere sind verstellt, an der falschen Stelle oder doppelt ein-
geschlagen. Dies ist auf die Verwendung von Punzen zurückzuführen, die in
die Stempel eingeschlagen wurden. Die meisten mit dem Schneiden der Stempel
beauftragten Handwerker waren offensichtlich des Lesens und Schreibens un-
kundig und ahmten ohne Verständnis Vorlagen nach.
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Silben oder Wörter
müssen oft rückläufig gelesen werden; manche Wörter erscheinen doppelt in der Umschrift, um den zur
Verfügung stehenden Raum besser auszufüllen. Vielfach fehlen Aufschriften auch ganz oder sind als Trug-
schriften mit unverständlichen Buchstabenreihen nur angedeutet. Die gut lesbaren Aufschriften finden sich
meist nur auf den besten Brakteaten des 12. Jahrhunderts, während im Laufe des 13. Jahrhunderts die Um-
schrift völlig verschwindet.
Wenn die Legenden entzifferbar sind, ergeben sich daraus Aufschriften, die in vereinfachter Form
lauten HEINRICVS LEO DVX (= Herzog Heinrich der Löwe), HEINRICVS DVX LEO IN
BRVNESVIC (= Herzog Heinrich der Löwe, in Braunschweig) oder HEINRICVS DE BERWNESWII
SVVM LEO (= ich bin Heinrich von Braunschweig, der Löwe).
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Auf manchen Brakteaten fehlt der
Name Heinrichs und ist nur DVX LEO IN PRVNESVVICH (= Herzog der Löwe in Braunschweig)
zu lesen.
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Daran wird deutlich, dass sich Heinrich mit dem Löwen geradezu identifizierte.
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Ob sich
die Ortsangabe ‚in Braunschweig’ auf den Herzog oder auf die Münzstätte bezieht
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, lässt sich von
vornherein nicht sicher festlegen. Wenn die Aufschrift DE BRVNESWII (= von Braunschweig) lautet,
zeigt dies, dass der Ortsname Bestandteil der herzoglichen Titulatur war und mit der lateinischen Prä-
position
de
angeschlossen wurde. In anderen Fällen wurde aber die Präposition
in
verwendet. Auf
späteren Braunschweiger Brakteaten Ottos IV. wurde mit dieser Präposition vor der Ortsangabe auf
die Münzstätte hingewiesen, in der man die Münze hergestellt hatte (siehe unten S. 43). So sollte man
davon ausgehen, dass auch schon unter Heinrich dem Löwen mit
in Brunesvic
die Münzstätte be-
zeichnet wurde.
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Ein sehr früher Brakteatentyp, der wie die Dünnpfennige noch sehr f lach ge-
schnitten ist, zeigt allein den latinisierten Stadtnamen BRVNESWICENSIS.
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Die Schreibweise der Namen Heinrich und Braunschweig variiert. Manchmal sind die Namen nur
mit Mühe aus den Buchstabenfolgen zu erschließen.
Der Rückseiteninschrift des Brakteaten (Abb. 22)
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sind nur die Wörter DVX (=
Herzog), HINRICVS (= Heinrich) und LEO (= der Löwe) eindeutig zu entnehmen.
Die Münze stammt aus dem ersten Fund von Mödesse nördlich von Peine, wo
1890 ein Schatz von etwa 3.000 Münzen ans Tageslicht kam, der entweder um
1185 oder nach anderer Auffassung um 1200 vergraben worden war.
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Aus dem ersten Fund von Mödesse stammt auch ein Brakteat, der den Braunschweiger Löwen auf
einem Sockel zeigt (Abb. 23)
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.
Abb. 21:
Heinrich der Löwe, Brakteat
1142-1195, Münzstätte
Braunschweig. – Silber.
0,66 g. 35mm. – HAUM
Inv.-Nr. Bogen 1.
Vorderseite:
HAINNRIICVS DE
BERWNESWII SVVM LEO
(= ich bin Heinrich von
Braunschweig, der Löwe);
schreitender Löwe nach
rechts unter einem Bogen,
ringsum Mauer mit Mittel-
turm und zwei Seiten-
türmen, unter dem Löwen
Zinnenturm.
Rückseite:
ungeprägt.
Abb. 22:
Heinrich der Löwe, Brakteat
1142-1195, Münzstätte
Braunschweig. – Silber.
0,86 g. 26mm. – HAUM
Inv.-Nr. 221/3.
Vorderseite:
+
IEISIEOEIDVXIINRICSO
LEOA; Löwe nach links
schreitend im doppelten
Wulstkreis, im Feld vier
Ringel und ein Punkt.
Rückseite:
ungeprägt.