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Die Brakteatenprägung im 12. und 13. Jahrhundert
In der Forschung wird diskutiert, ob man über-
haupt von einer Wirtschaftspolitik Heinrichs des
Löwen sprechen kann.
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Der Herzog galt zwar als
ausgesprochen geldgierig, wie schon Helmold
von Bosau in seiner mittelalterlichen Slawen-
chronik hervorhebt.
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Im 12. Jahrhundert
brauchte allerdings jeder, der Machtpolitik be-
treiben wollte, Geld. Eine Wirtschafts- und
Fiskalpolitik gehörte deshalb dazu, als sich
Heinrich der Löwe anschickte, seinen Herr-
schaftsbereich auszuweiten. So bemühte er sich
auch um die Reichsvogtei von Goslar, was den
Zugriff auf den Metallreichtum des Rammelsberges
ermöglichte, da man als Vogt auch die Aufsicht über
Si lberbeschaffung und Münzprägung hatte. Ob er
dieses Ziel zeitweise erreichte, ist umstritten.
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So ist bis
heute die Vermutung, Heinrich habe das Si lber für seine
Brakteatenprägung aus den Harzbergwerken gewonnen, nicht be-
wiesen.
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Ohne gänzlich abstreiten zu wollen, dass es wirtschaftspolitische Hintergründe für die Münzprägung
Heinrichs des Löwen gab
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, lassen sich viele der hervorragend gearbeiteten Braunschweiger Brakteaten
besser als Repräsentationsstücke interpretieren und mit dem Ausbau der Stadt zum Herrschaftszentrum
sowie ihrer Ausschmückung mit Kunstwerken in Zusammenhang bringen.
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Auffallend ist, dass gerade
mit der Einführung der Brakteaten durch Heinrich den Löwen die Münzbilder eine bis dahin ungekannte
Qualität erlangten, die danach in der Münzkunst lange nicht mehr erreicht wurde. Dieser erste Höhepunkt
kunstvoller Münzprägung in Deutschland ging in Braunschweig einher mit der Einrichtung der herzog-
lichen Pfalz, dem Neubau des Kollegiatstiftes St. Blasius, dem Bau des Löwendenkmals und der Ent-
stehung zahlreicher qualitätsvoller, teilweise einzigartiger Objekte verschiedener Kunstgattungen, etwa
kostbarer Reliquien und Bücher wie dem Evangeliar Heinrichs des Löwen. Der Herzog setzte die Kunst
zur eigenen Repräsentation ein.
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Auch die Brakteaten gehören zur fürstlichen Selbstdarstellung, sind also
nicht allein unter wirtschaftlichem und fiskalischem Blickwinkel zu betrachten.
Den Löwen findet man auf allen Braunschweiger Brakteaten Heinrichs des Löwen, in der Mehr-
zahl der Fälle ohne den architektonischen Rahmen. Am meisten beeindrucken aber von ihrer künst-
lerischen Qualität her die Stücke, die den Löwen im Zusammenhang mit den Mauern und Türmen
einer Stadt zeigen.
Die Löwensymbolik war der am stärksten auffallende Bestandteil der Herr-
schaftsrepräsentation Herzog Heinrichs.
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In der Darstellung auf einem ‚zer-
knitterten’ Brakteaten (Abb. 20)
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ist sie in die Stadt Braunschweig eingebunden.
Man sollte die Rückseitendarstellung nicht als konkretes Abbild des mittelalter-
lichen Braunschweig ansehen. Die Künstler jener Zeit, zu denen auch die Hersteller
der Münzstempel gehörten, entwarfen die architektonischen Motive nach über-
lieferten Schemata. Der Mauerring mit den Türmen symbolisiert ähnlich wie die
Architekturdarstellungen auf den Münzen des 11. Jahrhunderts (siehe oben
S. 23) ganz allgemein die Stadt. Mauern, Tore, Türme, Kuppeln gehören zu den symmetrisch gestalteten
Bauensembles der romanischen Kleinkunst. Durch die Darstellung von Befestigungswerken konnte aber
auch symbolisch Wehrhaftigkeit ausgedrückt werden. Eine Stadtmauer um Braunschweig ließ Heinrich der
Löwe wohl in den sechziger Jahren des 12. Jahrhunderts erbauen, um für die Auseinandersetzungen mit
sächsischen Rivalen gerüstet zu sein.
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Ohne sie wäre wohl die wehrhafte Form architektonischer Um-
rahmung des Löwen nicht auf die Münzen gesetzt worden. Eine Datierung dieses Münztyps aus stilistischen
Abb. 20:
Heinrich der Löwe, Brakteat
1142-1195, Münzstätte
Braunschweig. – Silber.
0,87 g. 33mm. – HAUM
Inv.-Nr. 220/22.
Vorderseite:
Löwe nach rechts unter
Bogen, darüber
Zinnenmauer mit Kuppel-
turm, rechts und links je ein
mehrstöckiger Kuppelturm.
Unten Mauer mit kleinem
Bogen, darin ein Türmchen.
Außen Leiterkreis.
Rückseite:
ungeprägt.
Brakteat Heinrich des
Löwen (Vergrößerung der
Abb. 21)