Seite 42 - Muenzbuch

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Die Münzprägung des Spätmittelalters und der Beginn der Groschenprägung
Die Braunschweiger Pfennige
Die Pfennige mit wechselnden Beizeichen
In Braunschweig ist der Übergang vom herzoglichen zum städtischen Pfennig am Münzbild nicht zu
erkennen. In der zeitweise an die Stadt verpfändeten Münze zu Braunschweig wurden unter Aufsicht
der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg Löwenpfennige mit Beizeichen hergestellt. ‚Löwenpfennige’
nennt man die einseitig geprägten Hohlpfennige mit der Darstellung des schreitenden Löwen; sie
setzten die Braunschweiger Brakteatenprägung fort. Das Wort ‚Brakteaten’, der gelehrte Begriff für
die Hohlpfennige des 12. und 13. Jahrhunderts, wird für die künstlerisch weniger
wertvollen Münzen des 14. und 15. Jahrhunderts in der Regel nicht mehr ver-
wendet. Das Münzbi ld war erstarrt. Die Darstel lung des schreitenden oder
springenden Löwen auf den Braunschweiger Prägungen hatte an Qualität verloren.
Der Löwe erscheint weitgehend nur noch schematisiert mit Strichen und Punkten
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und ist oft nur mit Mühe als solcher zu erkennen (Abb. 73)
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.
Jedes Jahr am Ägidientag, dem 1. September, wurde ein neuer Pfennig in Um-
lauf gesetzt. Gleichzeitig wurde der Wert des alten Pfennigs um ein Viertel herabgesetzt.
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Vier alte
Pfennige hatten dann nur noch den Wert von drei neuen. Damit erzielte man über den bei der Prägung
anfallenden Schlagschatz hinaus einen zusätzlichen Gewinn von 25 %. Die These, die Münzen seien
schon während des Jahres fortschreitend leichter ausgeprägt worden, um die wirtschaftlichen Nach-
teile durch den abrupten Sprung am Ägidientag zu verringern
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, ist an den erhaltenen Stücken nicht
zu beweisen. Ob und wie die Gewinne zu Zeiten der Verpfändung der Münze zwischen Landesherr
und Stadt aufgeteilt wurden, ist unklar.
Um die alten von den neuen Münzen unterscheiden zu können, benötigte man wechselnde Beiz-
eichen.
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Varianten wie die wechselnde Richtung, in die der abgebildete Löwe schritt, sprang oder
schaute, reichten nicht aus. Auch die Anordnung des Beizeichens über oder unter dem Löwen konnte
zur Unterscheidung der Prägungen herangezogen werden. Das zwischen 1510 und 1514 entstandene
Braunschweiger Schichtbuch nennt als Beizeichen auf Braunschweiger Pfennigen Kreisel, Sichel, Blase-
balg und „kobrot“, wohl eine Form von Brot.
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Aus dem Vorkommen in Museumsbeständen und
Münzfunden ergeben sich aber insgesamt mehr als 100 verschiedene Varianten der Braunschweiger
Pfennige, die zuerst Schönemann, dann, von unpublizierten Listen Paul Jonas Meiers ausgehend,
August Fink und schließlich zusammenfassend Jürgen Denicke zusammenstellten.
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Die Aufzählung der verschiedenen Varianten erfolgt in den Publikationen meist in vier Haupt-
gruppen, die sich aus der Richtung des Löwen und der Anordnung der Beizeichen ergeben, ohne dass
damit aber eine chronologische Folge verbunden ist. Entweder wendet sich der Löwe nach links, und
das Beizeichen erscheint unter ihm (Abb. 74)
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bzw. über ihm (Abb. 76 mit Vergrößerung S. 67)
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.
Ebenso unterscheidet man bei dem nach rechts gewandten Löwe danach, ob das Beizeichen unter ihm
(Abb. 75)
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oder über ihm (Abb. 77)
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angebracht ist.
Nur eines der vielen Beizeichen ist genau zu datieren, die „grote busse“, wie sie im Schichtbuch der
Stadt Braunschweig für das Jahr 1411 genannt ist:
„Dusse olde pennigk mit dem bymarke, de leste dede
Abb. 73:
Braunschweig, Löwen-
pfennig, 1296-1412,
Münzstätte Braunschweig.
– Silber. 0,59 g. 21mm. –
HAUM Inv.-Nr. 227/20.
Vorderseite:
Löwe nach rechts
schreitend; darüber
fünfblättrige Blume.
Rückseite:
ungeprägt.
Abb. 74:
Braunschweig, Löwenpfennig, 1296-1412, Münzstätte
Braunschweig. – Silber. 0,52 g. 21mm. – HAUM Inv.-Nr.
231/3.
Vorderseite:
Löwe nach links, darunter großer gotischer Buchstabe K.
Rückseite:
ungeprägt.
Abb. 75:
Braunschweig, Löwenpfennig, 1296-1412, Münzstätte
Braunschweig. – Silber. 0,48 g. 21mm. – HAUM Inv.-Nr.
228a/37.
Vorderseite:
Löwe nach rechts, darunter großes gotisches R.
Rückseite:
ungeprägt.