Seite 43 - Muenzbuch

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Die Zeit Heinrichs des Älteren
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Viertes Kapitel
DIE ZEIT DER TALER
UND DER REICHSMÜNZORDNUNGEN 1499-1617
Der Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit am Ende des 15. und zu Beginn des 16. Jahrhunderts
brachte auch eine Wende in der historischen Entwicklung der Münzprägung Mitteleuropas. Drei
wesentliche Neuerungen kennzeichnen die frühneuzeitliche Münzprägung. Zum einen setzte sich in
einer Zeit wachsender Nachfrage nach Zahlungsmitteln die Prägung von Großsilbermünzen durch. In
Deutschland war es vor allem der Taler, der in den Vordergrund der Münzprägung trat. Diese große
Silbermünze entsprach den Wünschen der Renaissancefürsten, die im Sinne der Antike ihre Porträts
künstlerisch vollendet auf den Münzen dargestellt wünschten; ihrem Repräsentationsbedürfnis sollte
auch auf diesem Medium Ausdruck verliehen werden. Dadurch gewannen die Münzen eine ganz neue
Qualität als Träger fürstlicher Repräsentation und politischer Propaganda.
Die Fürsten gingen dazu über, große Silberprägungen (Schautaler) als Repräsentationsstücke und
als Geschenke zu verwenden. Um den Reichtum zu dokumentieren, prägte man schwere Silberstücke,
die vom Gewicht her dem Mehrfachen eines Talers entsprachen (Mehrfachtaler). Man stellte Medaillen
her, münzähnliche Objekte ohne Zahlungsfunktion, zunächst in Gussverfahren mit Hilfe von Wachs-
modellen, dann durch Prägung mit Hilfe von Stahlstempeln, in die das Bild eingeschnitten worden
war.
Mit der Verbreitung der neuen Großsilberprägungen einher gingen technische Veränderungen bei
den Herstellungsverfahren. Die mittelalterliche Handprägung mit dem Hammer wurde seit Mitte des
16. Jahrhunderts zunehmend durch die Anwendung von Prägemaschinen ersetzt. Da der Durch-
messer der Münzen immer größer wurde und das Relief zur wirkungskräftigen Darstellung der
Fürstenporträts nun höher sein sollte, waren maschinelle Prägevorgänge notwendig, um die Qualität
zu verbessern. Die stärkere maschinelle Krafteinwirkung brachte bei der Einstempelung schärfere,
besser ausgeprägte Münzbilder hervor und bewirkte größere Plastizität.
Auf der organisatorischen Ebene erfolgt eine grundlegende Änderung durch die Einführung von
Reichs- und Kreismünzordnungen. Seit den Kaisern Maximilian I. (1490/93-1519) und Karl V. (1519-
1556), mit denen die Zentralgewalt des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation zunahm, gab es
Versuche, die verwirrende Zersplitterung des deutschen Münzwesens mit mehreren hundert Präge-
ständen wenigstens zu vermindern, wenn man schon keine einheitliche Währung zu schaffen ver-
mochte. Da die Münzen an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit nach sehr unterschiedlichen Ge-
wichtssystemen (Münzfüßen) und mit ganz unterschiedlichem Gold- oder Silbergehalt, das heißt in
unterschiedlicher Feinheit, hergestellt wurden, zielten die Münzordnungen des 16. Jahrhunderts vor
allem darauf ab, einen möglichst gemeinsamen Münzfuß und Feingehalt zu verabreden, die Zahl der
Münzstätten zu verringern und die Umlauffähigkeit der Münzen gegenseitig zu garantieren. Als
größtes Problem stellte sich dabei die Eingliederung des neu aufgekommenen Talers in das bestehende
Münzsystem.
1. Die Zeit Heinrichs des Älteren (1495-1514)
Bei der welfischen Teilung des Jahres 1495 war Herzog Heinrich dem Älteren das Fürstentum Wolfen-
büttel zugefallen. Mit ihm beginnt die Wolfenbütteler Linie des mittleren Hauses Braunschweig. Nicht
nur durch sein „kämpferisches Reiterleben“
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, sondern auch in der Münzprägung stand Heinrich der