Die Zeit Heinrichs des Älteren
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Von den wenigen Münzen, die Heinrich der Ältere in seinem Namen prägen ließ, sind verschiedene
Sorten kleiner Groschen erhalten geblieben (Abb. 104).
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Einige der aus der Münzprägung der Stadt Braunschweig be-
kannten einseitigen Pfennige mit dem Löwen (siehe oben S. 79) sind
durch die Umschrift als Prägungen Heinrichs des Älteren gekenn-
zeichnet.
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Herzog Heinrich hatte ohne Bedenken Braunschweiger
Löwenpfennige nachgeahmt und in Umlauf gesetzt, weil er sich von
der Produktion und Imitation einer eingeführten Währung Gewinn
versprach. Die Zugehörigkeit einer Reihe von Kleinmünzen, die man ebenfalls Heinrich dem Älteren
zuweisen wollte, ist dagegen unsicher.
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Dass der Herzog bei einer Reihe von Münzen den Prägeherrn
und die Münzstätte verschwieg, passt zu seiner wenig redlichen Münzpolitik, mit der er Münzen
anderer Münzstände imitierte, aber mit geringerem Feingehalt als seine Vorbilder produzierte.
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Berthold Lücke aus Braunschweig, fürstlicher Münzmeister und Falschmünzer
Berthold Lücke (Bartold Lucke), ein Braunschweiger Bürger, der schon im Schichtspiel 1491 erwähnt
wird
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, war herzoglicher Münzmeister Heinrichs des Älteren geworden, nachdem dieser im Jahre
1508 die verpfändete Helmstedter Münzstätte zurückgekauft hatte (siehe oben S. 98). Für den Rück-
kauf benötigte der Herzog Geld, das ihm, wie eine Quittung bezeugt, Berthold Lücke zukommen
ließ, der im Gegenzug zum fürstlichen Münzmeister bestellt wurde. Eine Urkunde vom Dezember
1509 spricht davon, dass der Münzmeister Berthold Lücke der Stadt Helmstedt 400 rheinische Gulden
zurückzahlen solle, die dem Herzog vorgestreckt worden waren. Als Pfand wird die Münzstätte ge-
nannt.
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Am 16. November 1512 wurden in Lübeck drei Männer gehenkt, die schlechte Münzen
(„böse
dänische Witten“)
vertrieben hatten. Im Prozess sagte der Angeklagte Martin Grutersleven aus Sulza
in Thüringen aus, dass Berthold Lücke, Münzmeister Heinrichs des Älteren, diese Münzen in Helm-
stedt geprägt und für 600 Gulden an sie verkauft hatte. Nicht nur an sie seien solche Münzen ge-
f lossen. Löwenpfennige für zweitausend oder dreitausend Gulden habe der Braunschweiger Bürger
Hinrick Tureke fassweise von dem Münzmeister Lücke erhalten, um sie im Land Meißen zu ver-
treiben. Berthold Lücke vertreibe auch von Bremen aus dänische Witten nach Norwegen. Lücke
habe ihm erzählt, er besitze noch weitere Stempel, um damit in Helmstedt Münzen zu imitieren. Ein
Helfershelfer namens Hans Francke gab zu, den Block mit dem Falschgeld in Braunschweig in eine
Tonne gepackt und einen Fuhrmann zum Transport nach Lübeck besorgt zu haben.
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Die Vertreiber
dieser falschen Münzen wurden in Lübeck gefasst und endeten am Galgen. Laut Wilhelm Jesse soll
der Münzmeister Berthold Lücke selbst die schlimmste einem Münzmeister zugedachte Strafe, die
„Kesselstrafe“, erlitten haben. Er soll 1512 in einem Kessel heißen Wassers gesotten worden sein.
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Die Akten im Lübecker Stadtarchiv geben allerdings keinen Hinweis auf die Bestrafung Berthold
Lückes.
Aus den in den Lübecker Akten enthaltenen Hinweisen wird aber verständlich, warum Berthold
Lücke dem Herzog Geld überlassen hatte. Er brauchte die Münzstätte Helmstedt für seine unlauteren
Geschäfte, und Heinrich der Ältere unterstützte ihn dabei. Denn der Herzog selbst hatte die An-
ordnungen zur Prägung der Münzsorten gegeben und zahlte pro ausgemünzter Mark Silber den zuvor
verabredeten Lohn an seinen Münzmeister. Herzog Heinrich der Ältere verdiente also an den unred-
lichen Geldgeschäften, die Bertold Lücke für ihn organisierte.
Im Jahr 1930 kamen in Braunschweig 402 Münzen ans Tageslicht, darunter 19 Stücke, die sich als
Nachprägungen von Witten des dänischen Königs Hans (1481-1513) herausstellten.
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Es waren offenbar
die gleichen Münzen, die in Lübeck zu den Prozessen und Hinrichtungen wegen Vertreibung falscher
Münzen führten. Wie in den Lübecker Prozessakten angedeutet, waren sie auch in Braunschweig in
Umlauf gesetzt worden.
Abb. 104:
Braunschweig-Wolfen-
büttel, Heinrich der Ältere,
Kleiner Groschen ohne Jahr
(1510-1512), Münzstätte
Helmstedt, Münzmeister
Berthold Lücke. – Silber.
1,01 g. 17mm. – HAUM
Inv.-Nr. 235/5.
Vorderseite:
*
MO · NO · h · D · S · I · BRV ·
Z · L; Burg mit drei Türmen,
im Tor Löwenschild.
Rückseite:
*
SALVE · CRVX · DINGNA
(= Sei gegrüßt, ehrwürdiges
Kreuz); Krückenkreuz.