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Die Zeit der Taler und der Reichsmünzordnungen 1499 – 1617
2. Die Einführung der Groschenprägung in der Stadt Braunschweig
Der Rat der Stadt Braunschweig hatte sich während des gesamten 15. Jahrhunderts geweigert, größere
Münzsorten zu produzieren, obwohl schon seit Mitte des 14. Jahrhunderts in Deutschland der
Groschen als Silbermünze üblich wurde und im 15. Jahrhundert die am meisten verbreitete Münze
war. Doch hielt die Stadt Braunschweig beharrlich am Pfennig fest, der auch Landesmünze für das
gesamte umliegende Fürstentum war (siehe oben S. 98).
Die Autorgroschen
Im Jahre 1499 fasste der Rat der Stadt Braunschweig den Entschluss, eigene Groschen zu prägen, da
die Stadt mit schlechten auswärtigen Münzen überschwemmt worden war. Damit waren vor allem die
Groschen der Stadt Goslar gemeint, die zuletzt mit verringertem Silbergehalt geprägt wurden, indem
man ihnen immer mehr Kupfer beimischte. Bei der Einführung der Groschenprägung 1499 handelte
die Stadt Braunschweig in Übereinstimmung mit Herzog Heinrich dem Älteren, der die neuen
Münzen als Landeswährung anerkannte. Bald nach der Einführung des neuen Geldes kam es jedoch
zu Unruhen in der Stadt, weil gleichzeitig neue geringerwertige Pfennige ausgebracht wurden. Streitig-
keiten entstanden zwischen Gläubigern und Schuldnern, die ihre Schulden in den neuen schlechteren
Pfennigen zurückzahlen wollten.
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Unter den Münzmeistern Hermen Heydemann (1499-1502) und Hermann Koter (1499-1501) wurden
gleich im ersten Jahr 1499 drei verschiedene Sorten von Groschen geprägt, der große ‚Autorgroschen’
zu 12 Pfennigen, nominell 3,77 g schwer, der mittlere ‚Autorgroschen’ zu 6 Pfennigen, 2,49 g schwer,
aber mit einem geringeren Feingehalt an Silber als der große, und der ‚Kleine Groschen’ zu 3 Pfennigen
von nominell 1,745 g und noch weiter verringertem Silbergehalt.
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Die Vorderseite des großen Autorgroschens (Abb.
105)
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zeigt den Braunschweiger Löwen im Schild, die
Rückseite den Heiligen Autor (Auctor), den Stadtpatron
von Braunschweig. Autor war einst im 5. Jahrhundert
Bischof von Metz und Trier. Seine Gebeine wurden
1112/3 als Reliquie von Trier nach Braunschweig über-
führt, wo Autor ab 1200 als Stadtheiliger verehrt
wurde. Beim mittleren Autorgroschen erscheint der
Braunschweiger Löwe nicht im Schild, sondern im Kreis
und ist die Jahreszahl von der Vorderseite auf die Rück-
seite verlegt.
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Beim ‚Kleinen Groschen’ zeigt die Rück-
seite das Stadtbild Braunschweigs (Abb. 106)
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.
Die Christophgroschen
Im Jahre 1501 schlossen die Städte Braunschweig, Hildesheim, Göttingen, Hannover, Einbeck und
Northeim sowie Bischof Berthold von Hildesheim, Herzog Heinrich der Ältere von Braunschweig-
Wolfenbüttel und Herzog Erich der Ältere von Calenberg in Hildesheim einen Vertrag, in dem man
sich über neue Groschensorten einigte.
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Mit den neuen Groschen sollten in den Städten und Ländern
der Vertragspartner zukünftig die Bäcker, Brauer, Handwerker und Tagelöhner bezahlt werden, wie
es im Vertragstext heißt; damit sollten auch die Preise festgesetzt werden. Der Vertrag war gegen die
Stadt Goslar, die aufgrund der Erzförderung am Rammelsberg führend im niedersächsischen Münz-
Abb. 105:
Stadt Braunschweig,
Großer Autorgroschen
1499. – Silber. 3,45 g.
29mm. – Niedersächsisches
Münzkabinett der
Deutschen Bank Hannover
Inv.-Nr. 05.005.001.
Vorderseite:
·MONETA · NOVA ·
BRVNSWICEN · (= neue
Braunschweiger Münze)
(14)99; Schild mit
steigendem Löwen nach
links.
Rückseite:
· SANCTVS · AVCTOR · ;
Hüftbild des Heiligen Autor
mit Krummstab und
Kirchenmodell in den
Händen, unten Kreuz und
fünf Kringel.
Abb. 106:
Stadt Braunschweig, Kleiner
Groschen 1499. – Silber.
1,64 g. 22mm. – NORD/LB
Inv.-Nr. 2553.
Vorderseite:
MONETA · NOVA ·
BRVNSWICENS; Schild mit
steigendem Löwen nach
links.
Rückseite:
ANNO · DOMINI ·M · CCC
C · XCIX; Stadtbild mit
sechs Türmen.