Die Braunschweiger Münzprägung in der ‚Franzosenzeit’
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Die Silbermünzen
Welche der Prägungen unter französischer Verwaltung aus Braun-
schweig kamen, war zeitweise umstritten. Als Prägungen der Münz-
stätte Braunschweig unter französischer Verwaltung galten für Fiala
1912 nur die Sechsteltaler und 1/24-Taler der Jahre 1808 und 1809.
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Doch ist das Münzzeichen F auf der Rückseite dieser Prägungen die Signatur des Kasseler Münzmeisters
Dietrich Heinrich Fulda (Abb. 447)
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. Schon 1911 wies daher Probszt die Münzen mit der Signatur F der
Münzstätte Kassel zu, legte dagegen die mit B gekennzeichneten Stücke nach Braunschweig.
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Während Fiala noch davon ausgegangen war, dass die Münzen des Königreiches Westphalen, die
das Münzzeichen B tragen (Abb. 448)
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, in Hannover geprägt wurden, werden sie heute der Münz-
stätte Braunschweig zugewiesen.
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Der Wappenschild des Königreiches Westphalen zeigt in vier Feldern das Ross des Kurfürstentums
Hannover und des Herzogtums Westfalen, das Wappen von Hessen-Kassel, den Löwen von Magdeburg
und das viergeteilte Wappen des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg. Als Herzschild erscheint der
französische Kaiseradler. Die Ordenskette, die um den Wappenschild drapiert ist, gehört zum
napoleonischen Orden der Ehrenlegion. Sechsteltaler dieses Typs wurden in der Münze zu Braun-
schweig in den Jahren 1809, 1810, 1812 und 1813 hergestellt.
Abb. 447:
Königreich Westphalen,
Jérôme (Hieronymus)
Napoleon, 1/24-Taler
1809, Münzmeister
Dietrich Heinrich Fulda,
Münzstätte Kassel. – Silber.
1,61 g. 18mm. – NORD/LB
Inv.-Nr. 3081.
Vorderseite:
gekröntes Monogramm aus
den Buchstaben H und N
für Hieronymus Napoleon.
Rückseite:
24 / EINEN / THALER /
1809 / F (Fulda).
Abb. 448:
Königreich Westphalen, Jérôme (Hieronymus)
Napoleon, Sechsteltaler 1809, Münzstätte Braun-
schweig. – Silber. 5,74 g. 25mm. – NORD/LB
Inv.-Nr. 2505.
Vorderseite:
HIERONYMUS NAPOLEON ·; gekrönter Wappenschild
von Westphalen mit Ordenskette behängt.
Rückseite:
80 STÜCK EINE MARK FEIN ·, unten IUSTIRT, im Feld
VI / EINEN / THALER / 1809 / B ·.
Abb. 449:
Königreich Westphalen, Jérôme (Hieronymus)
Napoleon, 24-Mariengroschen 1810, Münzstätte
Braunschweig. – Silber. 17,08 g. 34mm. –
NORD/LB Inv.-Nr. 1370.
Vorderseite:
HIERONYMUS NAPOLEON; gekrönter Wappenschild
von Westphalen mit Ordenskette behängt. Unten Wert-
angabe 2/3 – ST : (2/3-Stück).
Rückseite:
KOENIG VON WESTPHALEN FR · PR ·, im Feld XXIIII /
MARIEN / GROSCH · / 1810. Unten NACH
D · LEIPZ · FUS. Im Abschnitt B ·.
In den Braunschweiger Landesteilen war immer noch der Leipziger Fuß verbreitet. Nach diesem
System prägte man 1810 in Braunschweig 24-Mariengroschen, die
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/
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Talern entsprachen (Abb. 449)
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.
Jérôme (Hieronymus) Napoleon trägt auf der Rückseite außer dem Titel ‚König von Westphalen’ die
deutsche Bezeichnung ‚französischer Prinz’.
Die Goldmünzen
Goldmünzen in deutscher Währung wurden in der Münzstätte Braunschweig zwischen 1810 und 1813
hergestellt, sowohl als ‚Pistole’, also im Wert von 5 Talern, als auch als ‚Doppelpistole’, 10 Talern ent-
sprechend. Wurde in den Jahren 1810 und 1811 noch der Wappenschild Westphalens auf die Vorderseite