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Münzsammlungen und Münzsammler im Braunschweigischen Land
griechische und römisch-republikanische Münzen und eine Sammlung moderner Medaillen. Bei
seinem zweiten Besuch in Wolfenbüttel im Jahre 1728 beschreibt der jüngere Uffenbach in seinem
Tagebuch ausführlich die Münzen und Medai l len Haspergs, die er in einem
„Museum aus zwei
Kammern“
erneut bestaunen durfte.
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Der Besucher erwähnt seltene römische Kaisermünzen, eine
Kollektion von Münzen der römischen Republik und der griechischen Städte, aber auch moderne
Medaillen und Gedenkmünzen, die Hasperg als Ehrung von verschiedenen hohen Herren erhalten
habe. Sogar einfache ‚Blechmünzen’ und alte deutsche Groschen besaß Hasperg laut der Schilderung
Uffenbachs.
Beim ‚Hofcommisario’ Ritter sah der jüngere Uffenbach 1728 „
ein kleines Cabinet, darin 6
Medaillencabinete übereinander stehen, die recht propre und schön aussahen“
. Zwei der Kabinette Ritters
enthielten moderne silberne Medaillen in bis zu hundert Brettern. Zwei Kabinette umfassten Gold-
medaillen, Dukaten und Schaupfennige. Fast alle Taler seien in der Sammlung Ritter vertreten, aber
auch die ersten ungarischen Goldmünzen.
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Ob es sich um denselben Sammler handelt, den Rehtmeier
aus Braunschweig mit dem Namen Ridders kannte (siehe oben S. 407), ist unklar.
Nicolas Wilhelm Ulrich, Kaufmann, dann Ratsherr und schließlich Bürgermeister von Wolfen-
büttel, hatte nicht nur eine eigene Münzsammlung, sondern betätigte sich außerdem als Münzhändler,
weswegen er abschätzig als ‚Medaillen-Jude’ bezeichnet wurde. Berichte über diese Sammlung finden
sich nicht nur bei den Brüdern von Uffenbach, sondern auch bei Baring und bei Rehtmeier, der die
Sammlung zur Illustration seiner Chronik verwendete.
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Ein handschriftlicher Münzkatalog mit der
Unterschrift Ulrichs, datiert ins Jahr 1700, ist im Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig er-
halten geblieben. Er ist überschrieben mit
‚Designatio über unterschiedliche Medaillen und Schaustücke,
Reichstalern und anderen Münzen, so denen Durchl. Herrn Herzogen zu Braunschweig und Lüneburg
auch von der Stadt Braunschweig sind geprägt worden’.
In diesen Katalog mit Münzen und Medaillen
der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg sind Abdrücke der Münzen in Staniol eingeklebt worden.
Ulrichs Sammlung gelangte laut Baring später in den Besitz seines Schwiegersohnes, des Hofapo-
thekers Johann Christian Büttner. Außer Ulrich war auch dessen Nachfolger als Bürgermeister von
Wolfenbüttel Hennig Conrad Bähr, der 1695 zum Münzwardein in Wolfenbüttel berufen worden war,
als Münzhändler tätig.
Die bedeutendste Münzsammlung in Wolfenbüttel hatten im 18. Jahrhundert aber die Brüder
Burckhard.
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Im Vorwort seines
Münz- und Medaillen-Cabinets
erwähnt von Praun sie lobend:
„Zu
Wolfenbüttel haben beyde Brüder, Herr Jo. Heinr. Burckhard, Fürstl. B. L. Hofrath und Leibmedicus, und
Herr Jo. Georg Burckhard, Fürstl. B. L. Hof- und Lehensrath, besonders schöne Samlungen von Münzen
zu Stande gebracht.“
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Am 4. Januar 1710 sahen sich die beiden Brüder von Uffenbach die Sammlung des älteren Burckhard
an und charakterisierten sie als die bedeutendste in Wolfenbüttel. Johann Heinrich Burckhard be-
wahrte in einem Kabinettschrank 400 antike Münzen, viele moderne Silbermünzen des Hauses
Braunschweig und etwa 100 städtische und bischöf liche Taler.
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1728 besuchte der jüngere Bruder
Johann Friedrich Armand von Uffenbach erneut das Haus Burckhard und sah
„kostbare übereinander
gemachte Cabinette“
mit antiken Medaillen, modernen Münzen und Talern.
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Burckhard hatte sich in
der Zwischenzeit fünf neue prachtvolle Münzschränke herstellen lassen, von denen heute noch einer
in den historischen Räumen des Wolfenbütteler Schlosses zu sehen ist.
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Die bis dahin stark an-
gewachsene Sammlung Burckhard wurde nach dem Tod Johann Heinrich Burckhards verkauft und
versteigert. Der Bedeutung dieser Münzsammlung entsprechend wurde sie von einigen der
bekanntesten Numismatikern der Zeit katalogisiert. 1740 erschien der erste Auktionskatalog von
Julius Karl Schläger, damals Professor für griechische und orientalische Philologie an der Universität
Helmstedt, seit 1746 Vorsteher das herzoglichen Münzkabinetts in Gotha.
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Der Band enthält 20
griechische und 786 römische Münzen.
Der zweite Teil der Sammlung wurde 1745 von dem Numismatiker und Göttinger Professor für
Geschichte Johann David Köhler in einem Auktionskatalog zusammengestellt. Darin enthalten waren
566 Taler, 345 Dukaten, 1132 Medaillen, eine Sondersammlung von 477 braunschweig-lüneburgischen