Seite 95 - Muenzbuch

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Die Herzöge des Hauses Braunschweig-Wolfenbüttel als Münzsammler
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Stücken sowie 358
„Blech- und andere kleine merkwürdige Münzen“
und holländische Jetons.
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Die
antiken Münzen der Sammlung Burckhard sollen nach Berlin gelangt sein
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, große Teile der mittel-
alterlichen und frühneuzeitlichen Münzen wurden vom Münzkabinett Gotha erworben, andere vom
Königlichen Münzkabinett Hannover. Die braunschweig-lüneburgischen Sammlung kam an das Haus
Braunschweig-Wolfenbüttel und wurde Bestandteil des Herzoglichen Kunst- und Naturalienkabinetts
in Braunschweig.
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2. Die Herzöge des Hauses Braunschweig-Wolfenbüttel als Münzsammler
Im Unterschied zu anderen europäischen und deutschen Fürstenhäusern hören wir von Münz-
sammlungen der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg erst verhältnismäßig spät.
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August der Jüngere
Herzog August der Jüngere (1579-1666) ist trotz des Aufbaues seiner großen Bibliothek, zu der auch ein
reicher Bestand an numismatischen Büchern gehörte, nicht als Münzsammler bekannt. Zwar hatte
August jahrzehntelang bei seinem Agenten Philipp Hainhofer in Augsburg und dessen Nachfolgern
Münzen und Medaillen bestellt. Aber dabei handelte es sich wohl überwiegend um ‚Gnadenpfennige’,
die der Herzog als Ehrengaben an Fürsten, Diplomaten, Gelehrte und verdiente Untertanen zu ver-
leihen pf legte.
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Durchschnittlich forderte er ein Dutzend solcher Goldmedaillen pro Jahr in Augsburg
an, meist aus Anlass von Familienfesten.
Im Jahre 1653 wurde Herzog August eine Sammlung mit römischen Münzen und mit Medaillen
aus Altdorf für 1.000 Reichstaler angeboten.
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Ob er sie angekauft hat, lässt sich nicht mehr veri-
fizieren. Möglicherweise bewahrte der Herzog eine kleinere Sammlung von Münzen und Medaillen
in seinem Kunst- und Kuriositäten-Kabinett auf, das der Öffentlichkeit aber nicht zugänglich war.
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Im
Jahre 1700 zählte Johann Gröning unter den berühmtesten Münzkabinetten Europas auch das von
Wolfenbüttel auf:
„Bey der berühmten Wolfenbüttelschen Bibliotheque wird gleichfals eine nicht geringe
Anzahl von denen raresten Medaillen verwahret.“ 
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Dies wird aber kaum die Sammlung Augusts des
Jüngeren gewesen sein, da durch die Erbteilung von 1667 die Objekte des Kunst- und Raritäten-
kabinetts unter die sechs Kinder aufgeteilt worden waren.
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Es könnte sich um die Münzen und
Medaillen eines der Söhne, Rudolph Augusts oder eher noch Anton Ulrichs, gehandelt haben, die
Gröning im Jahre 1700 in Wolfenbüttel erwähnt.
Jedes der Kinder Herzog Augusts des Jüngeren besaß noch zu Lebzeiten des Vaters eigene Kunst-
kammern und Privatbibliotheken. Darin befanden sich auch Münzen, die durch Geschenke Augusts
und seines Agenten Philipp Hainhofer ständig vermehrt wurden. So erwähnt Hainhofer in einem Brief
des Jahres 1646 an Herzog August, dass er
„schöne antichische guldine, und etliche emblematische
silberne pfening, etwan den Prinzen und Prinzcessinen in ihre münzlade zulegen“
, mit einer Kunst-
sendung mitschicke.
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Immer wieder hat Hainhofer den Objekten, die er an Herzog August schickte,
Münzen und Medaillen für die Kinder beigelegt. Erwähnt werden antike Münzen, goldene oder
silberne Schaustücke und Gnadenpfennige aus Dänemark, Schweden, Frankreich und Russland sowie
jüdische, türkische, venezianische und Schweizer Münzen. Solche Hinweise bedeuten noch nicht,
dass die Söhne und Töchter des Herzogs damals schon systematisch Münzen sammelten. Herzog
Anton Ulrich schreibt später, im Jahre 1655, in einem Brief an seinen Bruder, dass er sich erst neuer-
dings auf das Sammeln von Münzen verlegt habe. Es war aber damals üblich, dass in den barocken
Kunstkammern auch der Prinzen und Prinzessinnen einige seltene Medaillen lagen, die ihnen ge-
schenkt worden waren. Zudem besaßen Fürstenkinder Münzen und Schaustücke, die ihrer Unter-
weisung in der Geschichte dienten.