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Ferdinand Albrecht
Herzog Augusts Söhne Anton Ulrich und Ferdinand Albrecht sammelten nachweislich in größerem
Umfang Münzen. Zuerst bezeugt ist dies für Ferdinand Albrecht (1636-1687), den jüngsten der drei
beim Tode Augusts des Jüngeren im Jahre 1666 noch lebenden Brüder. Nachdem sein Vater gestorben
war, lebte Ferdinand Albrecht zurückgezogen in seinem Schloss Bevern, schuf dort eine bedeutende
Bibliothek und Kunstkammer und widmete sich den Künsten und Wissenschaften. In seiner Biblio-
thek, die etliche tausend Bände umfasste, befand sich auch eine Münzsammlung, die in zwei in Form
römischer Altäre angefertigten Schränken aufbewahrt wurde.
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In einem der Schränke lagen laut eines
alten Inventarverzeichnisses im oberen Teil 1152 römische Münzen aus Gold, Silber und unedlem
Metall, im unteren Teil griechische silberne und metallene (bronzene) Münzen, alte und seltene Blei-
und Metallabgüsse von Münzen der Kaiser, Könige, Päpste, Fürsten und Grafen. Im zweiten Schrank
befanden sich einige tausend Münzen und Medaillen, alte Löser, Rosenobel, Dukaten und alte Taler,
Medaillen auf Goldene und Silberne Hochzeiten, auf Kindtaufen, Begräbnis- und Gedächtnisfeiern
sowie
„alte rare Münzen, drei, vier und mehr hundert Jahre alt“.
Ferdinand Albrecht hatte während seiner zahlreichen Kavaliersreisen, die er seit 1658 innerhalb
Europas unternahm, Münzen und Medaillen zusammengetragen. In einer 1724 entstandenen Ab-
schrift des Originalinventars zu Ferdinand Albrechts Hinterlassenschaft werden die Münzen spezi-
fiziert.
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Unterschieden werden unter der Überschrift
„Baarschaften“
massiv goldene Münzen, dann
vergoldete Schaustücke, danach Silbermünzen, schließlich
„allerhand current Müntzen“
, das heißt
Kupfermünzen und Markstücke. Unter al l diesen Stücken waren sowohl braunschweigisch-
lüneburgische als auch ausländische aus Schweden, England, Spanien usw. In einer weiteren Rubrik,
überschrieben mit
„Medailles“
, werden antike Goldmünzen, antike Silbermünzen und allerhand
Medaillen und Abgüsse genannt. Die aufgezählten Stücke gehörten laut Inventar nicht zur Kunst-
kammer von Bevern, sondern waren Bestandteil der Bevern’schen Bibliothek.
Das weitere Schicksal der aufgezählten Münzen und Medaillen können wir nicht verfolgen. Sie
könnten schon 1689 zusammen mit dem Silbergeschirr unter die Erben Ferdinand Albrechts aufgeteilt
oder auch weiterhin gemeinsam aufbewahrt worden sein. 1689 wurden ‚Kostbarkeiten’ aus seinem
ehemaligen Besitz nach Wolfenbüttel überführt. Ob sich darunter Medaillen und Münzen befanden,
ist unklar. Eine ganze Reihe numismatischer Bücher mit handschriftlichen Eintragungen und Arbeits-
spuren Ferdinand Albrechts findet sich heute noch in der Bibliothek des Herzog Anton Ulrich-
Museums und zeigt, dass Vieles aus dem Bevern’schen Erbe ins Museum nach Braunschweig
gelangte und dass sich der Herzog zeit seines Lebens intensiv mit seinen Münzen
beschäftigte.
Anton Ulrich
Herzog Anton Ulrich (1633-1714) verlegte sich erst später als sein
jüngerer Halbbruder Ferdinand Albrecht auf das Sammeln von
Münzen. Bei seiner ersten Kavalierstour schreibt er am 19.
August 1655 aus Straßburg an Ferdinand Albrecht:
„Habe nicht
unterlaßen wollen, E. L. bei die Reuter zu schreiben und meinem
versprechen gemäß die Knöpfe und etliche müntzen zu schicken,
ich habe nicht viel Geld, also kann ich nicht viel finden, zudehm
habe ich nun selber müntzen zu colligieren angefangen, wil aber
deswegen nicht unterlaßen E. L. allezeit von dehnen, die ich
doppelt haben werde, etliche zuschicken, habe zudem für diesen
gantzkeine lust gehabt, jetzunder aber solche beliebung dazu be-
kommen, daß ich sie fast höher als gemälde halte, ...“
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Anton Ulrich auf einem
Golddukaten 1710
(Vergrößerung der
Abb. 333, Vorderseite)