Seite 97 - Muenzbuch

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Die Herzöge des Hauses Braunschweig-Wolfenbüttel als Münzsammler
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Der Brief zeigt, dass Ferdinand Albrecht im Jahre 1655 schon eine größere Sammlung besaß und
seinen Bruder gebeten hatte, bei seinen Reisen weitere Stücke für ihn zu erwerben. Anton Ulrich ge-
wann nun aber selbst Gefallen daran, Münzen zu sammeln, wie er schreibt. Später kaufte er etwa die
Münzsammlung des Nürnberger Dichters Sigmund von Birken (1626-1681) auf.
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Wahrscheinlich war
die nicht unbeträchtliche Sammlung von „Medaillen“, die Johann Gröning im Jahre 1700 in der Biblio-
thek von Wolfenbüttel erwähnt, die des Sammlers Anton Ulrich.
Es verwundert, dass die Brüder von Uffenbach, als sie 1709/10 sowohl die Bibliothek in Wolfen-
büttel als auch das Schloss von Salzdahlum besuchten, eine Münzsammlung nicht erwähnen, obwohl
sie besonders an solchen Kollektionen interessiert waren. Aber die fürstliche Kunstkammer bekamen
sie 1709/10 deswegen nicht zu sehen, weil sie sich in Unordnung befand.
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August Wilhelm
Anton Ulrichs Sohn und Nachfolger August Wilhelm (1662-1731) besaß eine hervorragende Münz-
sammlung. In der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel ist ein Katalog der silbernen und kupfernen
Münzen erhalten, die sich in seiner „Schatzkammer“ befanden; er trägt den Titelaufdruck
ex Bibliotheca
Ducis Brunsvicensis et Luneburgensi
.
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Die darin verzeichneten Münzen sind in verschiedene Gruppen
eingeteilt, einige davon überschrieben mit:
Series nummorum … qui in Gazophylacio Serenissimi Ducis
Brunsvicensis et Lunaeburgensium Domini nostri longe clementissimi Augusti Wilhelmi reperiuntur
.
Die erste Gruppe umfasst die Silbermünzen antiker Könige und berühmter Persönlichkeiten.
Darunter befand sich eine Reihe von Renaissance-Imitationen und moderner Fälschungen von antiken
Münzen.
Die zweite Gruppe enthält Silbermünzen griechischer und anderer Völker. Es folgen die Kupfer-
und Bronzemünzen, wiederum untergliedert einerseits in Könige und berühmte Persönlichkeiten,
andererseits in griechische und andere Völker. Ein Appendix verzeichnet Münzen der Juden, Türken,
Japaner, Spanier, ‚gotische’ (d. h. keltische) Silbermünzen sowie alte römische und punische Bronze-
münzen. Es folgt die Serie der silbernen und bronzenen Münzen aus der römischen Republik, schließ-
lich die Münzen der römischen Kaiser.
Im erhaltenen Katalog fehlen die Münzen und Medaillen aus Gold, die offenbar getrennt aufbe-
wahrt wurden. Als Johann Friedrich Armand von Uffenbach 1728 Braunschweig besuchte, wurden ihm
im ‚Grauen Hof ’, der inzwischen zum Schloss umgebaut worden war, kleine Kabinette gezeigt,
„etliche
mit antiquen lauter güldnen Medaillen und so ferner“
,
„etliche mit lauter modernen güldnen Medailles,
von dem Hauß geschlagen“.
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Uffenbach sah also die antiken Goldmünzen sowie die modernen Gold-
münzen und -medaillen des Braunschweiger Fürstenhauses, die August Wilhelm in seinem neuen
Braunschweiger Stadtschloss als Prunkstücke präsentierte.
Ludwig Rudolph
August Wilhelms Bruder und Nachfolger Ludwig Rudolph (1671-1735), der seit 1690 in Blankenburg
residiert hatte und 1731 die Regierung des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel übernahm, hatte
sich in Blankenburg eine große Bibliothek aufgebaut
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, zu der zahlreiche numismatische Bücher ge-
hörten, die teilweise in die Bibliothek des Herzog Anton Ulrich-Museums gelangt sind. Eine eigene
Sammlung von Münzen und Medaillen muss Ludwig Rudolph ebenso wie seine Vorgänger besessen
haben. Ausdrückliche Nachrichten darüber besitzen wir aber nicht. Aus dem Jahre 1726 stammt ein
Verzeichnis von Medaillen- und Münzstempeln in Herzog Ludwig Rudolphs Kabinett zu Braunschweig
.
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Darin enthalten waren Stempel für Taler und Medaillen, die aber laut Eintrag teilweise nicht mehr zu
gebrauchen waren. Es handelt sich dabei aber nicht um eine bewusste Sammlung alter Stücke, sondern
Überbleibsel der Prägetätigkeit im Auftrag Ludwig Rudolphs.