Die Herzöge des Hauses Braunschweig-Wolfenbüttel als Münzsammler
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Offensichtlich wurden die Münzen normalerweise in der
Großen Bibliothek in Wolfenbüttel aufbewahrt, wo der
Bibliothekar Burckhard für sie verantwortlich war. So
werden in einer Aktennotiz Burckhards vom 10. Juni
1742 zwölf aus dem Schloss zurückgebrachte
Münzen erwähnt, Prägungen des Hauses Braun-
schweig-Lüneburg und der niedersächsischen
Städte. Am 18. Dezember 1746 schlug Burckhard
dem Herzog vor, um
„alle Medaillen des hiesigen
fürstlichen Hauses zu bekommen ganz oder in
meist kompletter Zahl“
, doch die Sammlung des
Kommissar Ridders in Braunschweig zu er-
werben,
„als wohl gegenwärtig im hiesigen
Landes die completeste ist.“
Es handelt sich um
die schon von Rehtmeier 1722 zur Illustration
seiner Chronik verwendete Braunschweiger
Sammlung (siehe oben S. 407). Burckhard fragte
an, ob man sich nur um die braunschweig-
lüneburgischen Münzen der Sammlung Ridders be-
mühen solle oder auch um die
„vielen differenten Species
Thaler und Ducaten“
und die städtischen Prägungen wie die
von Einbeck und Göttingen. Ob der Ankauf gelungen ist, geht
nicht aus den Akten hervor. Aber es wird deutlich, dass sich Carl I.
bemühte, seine Münzsammlung weiter auszubauen und für den Bereich des
Hauses Braunschweig-Lüneburg möglichst zu vervollständigen. Sein Fachmann dafür
war Jacob Burckhard.
Am 12. März 1747 taxierte Burckhard die Medaillen im Besitz des Herzogs, wog sie und notierte
die Nummern. Am 5. Februar 1748 verzeichnete er große Mengen „zurückgesandter“ Medaillen und
Münzen, die er separiert habe, 26 antike griechische, 253 antike römische, 30 aus dem Hause Braun-
schweig-Lüneburg, 130 kupferne, 26 Raritäten, 18 Gulden, 1 Doppeltaler, 3 silberne Münzen, 20
goldene, schließlich weitere 78 Stücke, die nicht näher bezeichnet sind. In einer anderen Schatulle
lagen Münzen und Medaillen im Gewicht von 26 Pfund. Er führt außerdem auf:
„nicht lauter russische
Medaillen“
,
„Thaler und sogenannte Schaustücke“
sowie
„Medaillen“
. Von zahlreichen weiteren Münzen
verzeichnete er in den folgenden Februartagen des Jahres 1748 das Gewicht und den Aufbewahrungs-
ort und gab kurze Beschreibungen.
Im gleichen Aktenkonvolut findet sich ein Verzeichnis über die Verteilung und Taxierung der
antiken und modernen Münzen, das aber leider undatiert und nicht in der Handschrift Burckhards
geschrieben ist.
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In 18 Beuteln wurden 3.853 Münzen und Medaillen aus Gold und Silber gezählt. Ob
dies die Sammlung Carls I. oder eine andere in Wolfenbüttel liegende Münzsammlung war, bleibt un-
klar. Die Zusammensetzung ist jedenfalls für eine fürstliche Sammlung der ersten Hälfte des 18. Jahr-
hunderts bezeichnend. Genannt werden 236 Goldmedaillen antiker Kaiser von Julius Caesar bis zum
byzantinischen Kaiser Palaiologos, von denen einige Imitationen gewesen sein dürften. Die 43 antiken
griechischen Münzen in Gold waren wohl ebenfalls zum großen Teil unecht. Darunter waren viele
Schaumünzen, die berühmte Persönlichkeiten der Antike darstellten. Im dritten Beutel lagen 25
goldene Münzen, darunter fünf antike und gotische, arabische und ‚indianische’. 22 moderne Gold-
medaillen waren die bekannten fürstlichen Geschenke der damaligen Zeit. In einem eigenen Beutel
lagen zwölf türkische Goldmedaillen. Am umfangreichsten war die Gruppe römischer Silbermünzen
der Kaiserzeit, angefangen mit Julius Caesar bis Anthemius. Insgesamt 1812 Stücke lagen in zwei
Beuteln. Die 712 antiken Silbermünzen
„von römischen Familien oder Nummi consulares“
sind Denare
der römischen Republik. Es folgen 120 griechische Silbermünzen, danach weitere 130 antike Silber-
Carl I. auf einem
Taler 1742 (Ver-
größerung der
Abb. 399, Vorderseite)