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Münzsammlungen und Münzsammler im Braunschweigischen Land
münzen der Parther, Phönizier, Araber, Hebräer, Samaritaner, Lateiner, Gothen und einige
„nummi
ficti, darunter ein Cicero von Gold“.
Der Registrator hatte offensichtlich einige Fälschungen erkannt,
so eine angebliche Münze des römischen Schriftstellers Cicero. 200 moderne Silbermedaillen werden
genannt, die alle für das Haus Braunschweig-Lüneburg geprägt worden waren. Der nächste Beutel
enthielt 248 russische Münzen und Medaillen aus Si lber. Dann werden 100 Stück
„historische
Belagerungs- und Nothmünzen“
und andere Medaillen verzeichnet. Es folgt die französische Abteilung
mit einem Beutel 57 französischer Silberjetons und einem weiteren mit 14 seltenen französischen
Silbermedaillen.
Ein Beutel enthielt 29 nicht näher bezeichnete fürstliche Medaillen, der nächste sechs seltene Silber-
medaillen der schwedischen Königin Christina, schließlich der letzte „
74 Stück allerhand silberne
moderne Münzen, worunter 5 Stück Bracteaten“
. Nicht aufgeführt werden Kupfer- und Bronzemünzen.
In einer folgenden Notiz ist aber zu lesen:
„Über all dies find noch etliche 100 nummi aerei, die teils
schon im Cabinet in ihrer Ordnung befindlich, teils wegen Mangel der dazugehörigen Autorum nicht voll
zu erkennen, da doch, wenn genugsam Autores de Re Numaria vorhanden seyn möchten, nochmal ein
oder andere gute Nummi herausgesammelt werden könnten.“
Genannt wird die Zahl von 589 Bronze-
münzen. Schließlich folgt noch eine weitere Gruppe von 136 griechischen und römischen Gold-
münzen. Insgesamt haben wir hier ein beachtliches Kabinett von 4.578 Münzen und Medaillen vor
uns, einer der Grundstöcke der Münzsammlung des 1754 gegründeten ‚Herzoglichen Kunst- und
Naturalienkabinetts‘ in Braunschweig.
Die herzoglichen Münzsammlungen im Museum
Die Ursprünge des ersten Braunschweiger Museums sind eng mit den Münzsammlungen der Herzöge
verbunden. Der Universalgelehrte Daniel de Superville (1696-1773), erster Direktor des neuen Museums,
war wohl schon 1749 von Herzog Carl I. unter anderem deswegen nach Braunschweig berufen worden,
um eine Sammlung antiker Münzen zu ordnen, an denen die Prinzen unterrichtet werden sollten.
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Dazu wurde ihm ein Raum im ‚Großen Mosthaus’ zu Braunschweig zur Verfügung gestellt. Um diese
Münzsammlung herum wurde nach Plänen Supervilles die Kunst- und Naturaliensammlung des
neuen Museums aufgebaut.
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Laut August Christian Ludwig Mahn, von 1827 bis 1831 Direktor des
Museums, wurde die Münzsammlung aus dem Schloss von Braunschweig in das neu gegründete
Museum überführt. Ob in diesen ersten Jahren Münzsammlungen aus anderen Schlössern hinzu-
kamen, hören wir nicht. Es ist aber davon auszugehen, dass die von Burckhard verzeichneten Münzen
aus Wolfenbüttel integriert wurden.
Daniel de Superville (Abb. 573) hatte in den ersten Jahren seines Aufenthaltes in Braunschweig, also
schon vor der Gründung des Museums, Münzen in Braunschweig bearbeitet. Auch die ersten In-
ventarisierungsarbeiten im neuen Museums betrafen die antiken Münzen. Die Inventarbände selbst
sind erhalten geblieben und erlauben einen Einblick in den damaligen Bestand an antiken Münzen.
Mehr als 16.500 Exemplare sind darin verzeichnet.
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Besucher des neu gegründeten Kunst- und Naturalienkabinetts im 18. Jahrhundert berichteten,
dass sie dort eine bemerkenswerte Sammlung von Münzen sahen.
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Sie wurde aber nicht ständig der
Öf fent l ichkeit gezeigt. Die vier
Schränke mit Münzen, von denen
heute noch drei erhalten sind, wurden
nur für ausgewählte Personen ge-
öffnet. Im Jahr 1776 wird zum ersten
Mal eine Sammlung von mittelalter-
lichen Münzen, für die man sich bis-
her kaum interessiert hatte, in den Be-
ständen des Museums erwähnt. Aber
Abb. 573:
Daniel de Superville,
Gründungsdirektor des
Herzoglichen Museums
Braunschweig, Kupferme-
daille von Andreas Vestner.
– 23,93 g. 41mm. – HAUM
Inv.-Nr. 695/6.