Seite 26 - Okergeister_

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Konnte man ihr vertrauen? Aber der Bauer
hatte nichts zu verlieren, und so erzählte er
ihr sein Leid. Die Nixe hatte es sich
zwischen den Schlingpflanzen gemütlich
gemacht und schien keineswegs überrascht.
„Die Wellen haben uns Okergeistern davon
berichtet. Ich komme eigens aus der
Urquelle, um dir zu helfen. Geh nur nach
Hause und überlass alles Weitere uns.“
Obwohl es seit Tagen geregnet hatte, lief das
Wasserrad der Kornmühle immer langsamer.
„Kommt morgen wieder! Selbst das Getreide
von letzter Woche ist noch nicht gemahlen“,
verscheuchte der Müller die wartenden
Bauern.
Plötzlich verstummte das Klappern des
Wasserrades. „Ihr Taugenichtse habt mir den
Okerzufluss verstopft!“, brüllte er in die
unheilvolle Stille.
„Uns trifft keine Schuld, vielleicht waren es
die Biber“, antworteten die Bauern, während
sie ratlos in den ausgetrockneten
Wassergraben blickten.
So etwas hatte es selbst in den heißesten
Sommern nicht gegeben: Monatelang war
die Oker lediglich ein schlammiges Flussbett.
Aber nicht nur der Wasserreichtum
versiegte. Auch die Schatztruhe des Müllers
leerte sich.
*