125
Unsagbarer Schmerz überkam ihn und er
brüllte seine Trauer heraus, so dass die
Menschen ihre Köpfe in die Höhe reckten.
Wer winkte plötzlich vom Giersberg?
Der Herzog! „Konntest du nicht dein Maul
halten und ihn weiterschlafen lassen? Fast
hätte ich Heinrichs Seele gehabt“, keifte
der Teufel und warf ihn aus großer Höhe
ab.
Noch im Fallen hörte er das entsetzliche
Fluchen des Gehörnten. Ein Wunder!
Unverletzt landete er auf allen vier Pfoten,
dicht neben seinem Herrn. Wie gut dessen
Kraulen tat! Würden diese kräftigen Hände
zum Schwert greifen, um den Widersacher
zu vertreiben? Nein, denn Herzog Heinrich
war nicht nur ein kluger Herrscher – er war
auch romantisch und wollte seine Mathilde
nicht mit Blutvergießen zurückerobern. Und
das gelang ihm zum Glück.
Fortan lebte er mit dem Herzog und dessen
Gemahlin Mathilde auf Burg Dankwarderode.
Was für aufregende Jahre mit dem
ruhmvollen Herrscher! Wo immer Heinrich
und er auftauchten, bewunderte, ja beneidete
man sie um ihre außergewöhnliche
Freundschaft – bis zu Heinrichs Tod. Da
verweigerte man ihm, dem Sarg seines Herrn
in den Dom zu folgen. Ein Leben ohne
Heinrich? Undenkbar! Tag und Nacht kratzte
er an der Domtür, bis man ihn endlich einließ.
Der Abend brach herein, verdunkelte den
Kirchraum und seine Erinnerungen. Große
Müdigkeit überfiel ihn. Er sehnte sich nach
Schlaf, ewigem Schlaf.