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ieser zermürbende Krieg dauerte
schon an die dreißig Jahre. Wohin
man auch sah: Tod, Plünderung,
Brandschatzung und Zerstörung. Bisher
hatten die Soldaten das Dorf Grunstedt noch
nicht erreicht. Gab es Rettung für die
Einwohner?
Ängstlich verkrochen sich die Bauern im
dichten Wald. Kein Dach über dem Kopf,
kaum Nahrung und Wasser – welch ein
erbärmliches Leben! In all der Trostlosigkeit
hatte der Bauer Sonnemann eines Nachts
einen seltsamen Traum. Darin hörte er
deutlich eine Stimme, die ihm befahl: „Steh
auf, geh nach Braunschweig und suche an
der Okerbrücke am Wendentor dein Glück!“
War er bereits verwirrt? „Egal, woran ich
sterbe – am Hungertod oder durch die
Soldaten“, dachte er und machte sich auf
den gefährlichen Weg in die Stadt.
Von weitem hörte er das Rattern der
Kanonenwagen. Dazwischen
Trommelwirbel, Gefechtsfeuer und immer
wieder die Schreie der Verwundeten. Er
musste die Straße umgehen, durfte nur
Schleichpfade benutzen. Auf diese Weise
entschlüpfte er den Soldaten und erreichte
nach tagelangem Fußmarsch sein Ziel, die
Wendentorbrücke.
Wie gut, dass es früh am Morgen war und
alle noch schliefen! Nun stand seinem Glück
nichts mehr im Weg.