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Der „Graue Hof“
D
er erste Plan für einen Neubau eines Residenzschlosses
auf dem zentralen Zisterziensergelände am Bohlweg im
Herzen der Stadt Braunschweig entstand noch unter Her-
zog Anton Ulrich nach 1711. Sohn August Wilhelm, der
1714 die Regierung übernahm, konkretisierte und modifizierte den ge-
planten Neubau, der schon für den ersten Entwurf verantwortliche
Landbaumeister Her­mann Korb setzte die Planungsarbeiten mit ver-
änderten Akzenten fort.
Noch stand auf dem 1588 von Herzog Julius (1528 –1589) von den
Zisterziensern erworbe­nem Gelände der einfache herzogliche „Stadt-
hof “ (auch „Grauer Hof “ genannt, seit dem Grunderwerb von den
Herzögen bei Stadtbesuchen genutzt).
Zudem gab es einen weiteren ansehnlichen herzoglichen Sitz in der
Stadt, das „Mosthaus“ auf dem Burgplatz (heute Burg Dank­war­derode
nach Plänen im „roma­nischen Styl“ des Stadtbaurates Ludwig Winter
im 19. Jahrhundert), doch die Welfen­fürsten wollten etwas repräsen­
ta­tiveres.
Um 1717 begann nun Hermann Korb auf dem einstigen Areal der
Mönche mit den grauen Kutten mit den Bauarbeiten. Doch der Bau-
herr August Wilhelm hatte nicht die Absicht, hier nun etwa dauerhaft
einzuziehen.
Auch unter seinem Nachfolger, dem jüngeren Bruder Ludwig
Rudolf aus Blankenburg (ab 1731), schritt der Bau weiter fort. Es
dauerte bis zur Regierungsübernahme der Bevern-Linie (1735), ehe
sich Herzog Karl I. 1753/54 entschloss, den Hof nach Braunschweig
zurück zu verlegen und damit die Ära der Residenzstadt Wolfenbüttel
zu beenden.
Er bezog nun mit seinem Hofstaat das in mehreren Etappen er-
richtete Stadtschloss, das unter den Korb († 1735) nachfolgen­den Bau-
meistern Martin Peltier de Belfort 1752– 1754 und später 1788– 1791
unter Hofbaumeister Christian Gottlob Langwagen in der Regierungs-
zeit des Ururenkels Herzog August d. J., des Herzogs Karl Wilhelm
Ferdi­nand, abschließend seine Vollen­dung erfuhr.
In der Franzosenzeit mit napo­leonischer Herrschaft passte der be-
deutende „Herzogliche Oberbau­direk­tor“ Peter Joseph Krahe („Salve
Hospes“) den Schlossbau im „Oker­department“ den Wünschen des
Schlossherr August Wilhelm mit
Bastionsplänen vor seiner Residenz in
Wolfenbüttel um 1725.