Seite 22 - Quadriga

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Das Ende von Schloss und zweiter Quadriga 1945 – 1960
gang mit der Bausubstanz in der Nachkriegszeit. Hier sei erwähnt, dass
Ober­bürgermeis­terin Fuchs einige Zeit im KZ Ra­vens­brück interniert
war.
„... die vier Schlosskapitelle im Wasserbecken [im Schlosspark] mussten bei-
nahe heimlich aufgesetzt werden“
(Architekturprofessor Cord Ma­chens,
Köln, seinerzeit Student in Braunschweig)
Ein Großteil der beim Abbruch anfallenden Trümmer diente zur
Aufschüttung eines Rodelbergs in der Kralenriede. Noch verwertbare
Stücke, wie beispielsweise Säulen, Kapitelle und
Teile des Portikus, wanderten in eine Tonkuhle am
Madamenweg oder gelangten in den städtischen
Bauhof an der Ludwigstraße. Auch eine Kaserne
diente als „Endlager“
In seinem kleinen Traktat aus dem Jahre 2000
über das Rizzi-Haus im Magni-Viertel formuliert
Machens weiter: „Das Herz Braunschweigs ist ein
Vakuum“. Das war die Konsequenz des verfehlten
Abriss-Beschlusses.
Der zentrale Boulevard, die Flaniermeile der
Stadt – der Bohlweg – war in seinem Erscheinungs-
bild geschändet, weil halbseitig amputiert. Sogar der
niedersächsische Landtag stimmte unverständlicher-
weise in seiner Sitzung vom 2. März 1960 dem
durchgepeitschten Abbruch-Vorhaben der Braun-
schweiger Genossen zu.
Hatten Bürger 1959/60 noch mit allen Mitteln
versucht, den Abriss zu verhindern und die
Schlossruine wieder aufzubauen (oder zumin­
dest für einen späteren Wiederaufbau zu
sichern), blieben Bemühungen zum
Wiederaufbau jetzt jahrzehntelang er­
folg­los.
Erst in den späten Neunziger Jahren
des 20. Jahrhunderts mehr­ten sich die
Stimmen, die sich für eine Rekons­truk­
tion stark machten. Doch ausgerech­
Mitteilungen (Gedenksäule) aus
Kralenriede zum Thema Machtmissbrauch.
Herzog Karl Wilhelm Ferdinand,
bedeutendster deutscher Feldherr seiner Zeit,
zweites Reiterstandbild vor dem Schloss.