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Die beiden Quadrigen des ehemaligen Residenzschlosses
Die zweite Quadriga
Schlossbrand
Howaldt hatte gewiss nicht daran gedacht,
dass er den Abguss des 1:3-Modells der Qua-
driga Rietschels so bald wieder benötigen
würde. Am 23. Februar 1865 vernichtete ein
katastrophaler Brand das Schloss zu zwei
Dritteln, bis zur 3. Fensterachse rechts vom
Portikus. Auch die Quadriga wurde zerstört.
Sie stürzte von dem zerborstenen Eisenge-
rüst und den durchgebrannten Holzbalken
der Attika 25 m in die Tiefe. Zeitgenössische
Gemälde und Fotografien zeigen die große
Skulpturengruppe deformiert auf dem Bo-
den des Vestibüls liegend
(Abb. 47)
. Die ver-
bogenen Kupferplatten und das Kupfer wur-
den aus demSchutt gerettet und inHowaldts
Werkstatt gebracht. Sie dienten als Material-
grundlage für eine Neuanfertigung der Qua-
driga.
Der Kopf der Brunonia von ca. 95 cm
Höhe konnte oder sollte jedoch nicht wieder
verwendet werden, er ist heute im Städti-
schen Museum Braunschweig ausgestellt
(Abb. 40)
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, während ein Zeigefinger der
Landespatronin später ins Braunschweigi-
sche Landesmuseum gelangte.
Der Neubau der Quadriga
Nach nur 15 Monaten war das Werk zerstört,
an dem Rietschel und Howaldt achteinhalb
Jahre lang geplant, modelliert und unter
Hochdruck gearbeitet hatten. Das ganze
Herzogtum betrauerte Braunschweigs ver-
loren gegangene Quadriga; man verfasste
zahllose Briefe an Herzog Wilhelm, schrieb
Gedichte und Berichte über Brand und Ab-
sturz des beliebten Monuments.
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Die Staatsregierung resignierte nicht.
Hatte man 1855/56 so sehr um die Kosten
gerungen, dass Rietschel und Howaldt
kaum etwas an der Quadriga verdienen
konnten, wurde nun die Neugestaltung zü-
gig beschlossen. „Am außerordentlichen
Landtage am 8. Mai 1865 [wurde] Professor
Howaldt beauftragt, die Quadriga in der
früheren Weise neu anzufertigen“.
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Man
hatte für die zweite Quadriga eine Summe
von 36.000 Taler (ca. 1,8 Mill. Euro) zur Ver-
fügung gestellt, die nur um 4.000 Taler
überzogen wurden. So kostete die zweite
Quadriga fast genau soviel wie die erste
Quadriga. Wieder musste Howaldt als Kup-
fertreiber und Künstler im Sinne Rietschels
vorgehen. Erschwerend kam jedoch hinzu,
dass der Landtag selbst am 8. Mai von Ho-
waldt einen schweren Eingriff in die Sub
▲
Abb. 47:
Die zerstörte Quadriga
im ausgebrannten
Hauptvestibül des
Braunschweiger Residenz-
schlosses, Ende Februar
1865, Gemälde von
L. Tacke, Reprograf ie.
▶ ▲
Abb. 48:
Der Portikus des
Braunschweiger Residenz-
schlosses mit der zweiten
Quadriga, um 1890,
zeitgenössische
Fotograf ie.