Die zweite Quadriga
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stanz der Gruppe verlangt hatte: „ … man
bestimmte, dass die Figuren etwas kleiner
als die früheren gemacht werden sollten“.
Außerdem begrenzte der Kostendruck den
Anfertigungszeitraum auf das Jahr 1868.
Die Neuaufstellung der zweiten Quadri-
ga zwischen dem 29. Oktober und 27. No-
vember 1868 markierte den Abschluss des
dreijährigen Schlosswiederaufbaus. Am 29.
Oktober wurde der „80 Zentner schwere“
untere Wagenteil per Rollwagen am Schloss
angeliefert und in nur 40 Minuten auf die
Attika gehoben. Tags drauf konnte der obere
Teil folgen, eine Woche später am 6. Novem-
ber die Brunonia und das erste Pferd aus
dem Viergespann. Am 27. November hatte
man die übrigen drei Pferde hochgezogen,
sie aufmontiert und damit die Quadriga vol-
lendet.
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Die offizielle Übergabe an den
Herzog und die Bevölkerung fand in noch
schlichterem Rahmen als 1863 statt, näm-
lich lediglich auf der Quadrigaplattform, be-
gleitet von einemGottesdienst. Indes wurde
die neue Quadriga von der Bevölkerung
bald freudig begrüßt.
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Die zweite Quadriga bis zu ihrer
Zerstörung um 1955
Die Quadriga wurde in Braunschweig und
im Herzogtum sehr populär. Sie entwickel-
te sich zum neuen Wahrzeichen der Stadt,
wie zahllose Abdrucke auf Zeitungsseiten,
Postkarten, Gebäuden
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und Fotografien
zeigen
(Abb. 48; 49)
. Wie aber sah sie aus?
Anfangs glänzte die zweite Quadriga durch
ihre neue Kupferhaut für einige Monate
hellrötlich. Wieder einige Monate später
um 1870 hatte die aggressive Luftver-
schmutzung über Braunschweig die Kup-
ferhaut dunkelbraun verfärbt. Etliche Jahre
später nahm sie schließlich den typischen
hellgrünen Farbton von Kupferoxid, dem
Grünspan an, den die zeitgenössischen
Schwarzweiß-Abbildungen als helle, fast
weißliche Färbung wiedergeben
(Abb. 51;
52)
. Diesen Eindruck vermittelte die zweite
Quadriga bis zu ihrer Zerstörung um 1955.
Anlässlich zufällig erfasster Reparaturen
der Jahre 1907, 1909 und 1912 wird die Qua-
driga in den Hof berichten und in den
▲
Abb. 49:
Das Braunschweiger
Residenzschloss mit der
zweiten Quadriga, um
1900, zeitgenössische
Postkarte.