Seite 46 - Quadriga

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Der Weg zur neuen Quadriga 2006-2008
Holz oder heute auch Styropor entsteht.
Sämtliche Feinheiten von Ornamentik und
Körperformen sind hier als Relief bereits
voll ausgebildet. In einem zweiten Schritt
wird der Modellkern aus Ton oder Styropor
mit einer Gipsschicht überzogen. Die Figu-
renoberf läche wird steinartig glatt, und das
Relief kann noch nachgebessert werden,
ein bildhauerisches Verfahren, das grund-
sätzlich in dieser Art seit Jahrhunderten an-
gewendet wird. Von Frau Kindermann wur-
de erwartet, dass sie ihre künstlerische
Auffassung zurücknehmen sollte. Der Auf-
trag lautete, eine exakte Kopie von Riet-
schels 1:3-Modell in der Größe 1:1 ohne
eigene künstlerische Interpretationen her-
zustellen. Zusätzlich engagierte die Gieße-
rei noch Artur Wochniak aus dem nieder-
schlesischen Zielona Gora/Grünberg, der
Kindermann bei den umfangreichen Mo-
dellierarbeiten unterstützen sollte.
Zwei Bildhauer konnten den tatsächlich
knappen Zeitplan bis zur Eröffnung von
Residenzschloss und Einkaufszentrum am
28. März 2007 bewältigen. Immerhin sollten
vier Pferdeplastiken mit reichem Zaumzeug
hergestellt werden, die Figur der Wagenlen-
kerin Brunonia mitsamt ihren Attributen
Ehrenstab und Kranz, der Wagenkasten auf
zwei Rädern mit üppiger pf lanzlicher und
heraldischer Ornamentik, ferner die Zügel,
Zugbänder und die Deichsel mit einem Lö-
wenkopf: also ein sehr vielfältiges bildhaue-
risches Programm. Für die Bildhauer bedeu-
tete dieser Auftrag, ihren künstlerischen
Gestaltungswillen ganz in den Dienst Riet-
schels zu stellen. Tatsächlich wurde die neue
Quadriga ein originalgetreues und lebendi-
ges Abbild der Kunst Rietschels.
Der Vertrag mit DBA im April 2006
Am 24. März und am 13. April 2006 unter-
zeichneten die Richard Borek Stiftung und
die Bronzekunstgießerei Emil Kosicki DBA
den Vertrag über die Herstellung der Qua­
driga. Im ersten Teil des Vertrages war eine
Probeanfertigung von nur einem Pferde-
modell im Maßstab 1:1 vorgesehen. Die Gie-
ßerei sollte als Generalunternehmen fun-
gieren und die Bildhauerin in das Projekt
mit einbinden. Bei dem Probeauftrag soll-
ten die möglichen Schwierigkeiten bei der
Modellherstellung, die angestrebte Origi-
nalgetreue sowie das Zusammenwirken der
beiden Bildhauer mit der Gießerei sowie
unsere Korrekturmöglichkeiten überprüft
werden.
Wurde die Probearbeit akzeptiert, war
bereits ein Pferd der Gruppe fertig. Miss-
lang der Test, wäre das Projekt Braunschwei-
ger Quadriga endgültig gescheitert. Das
Modellpferd hätte man irgendwo in Braun-
schweig aufstellen können.
Das erste Pferdemodell im Mai
2006
Die folgenden zweieinhalb Monate galten
der fristgerechten Herstellung des Pferde-
modells: das zweite Pferd von links, von vor-
ne gesehen. Erst später wurde bekannt,
dass die unterschiedlichen Modellierungs-
techniken der beiden Künstler nicht in Ein-
klang zu bringen waren. Arletta Kinder-
mann modellierte in Ton, Artur Wochniak
stellte die Modelle aus Styropor mit einem
Gipsüberzug her. Dafür zerlegte er das
1:3-Modell zeichnerisch in waagerechte
Querschnittslinien.
Von diesem Gitter ausgehend, in dem
Detail für Detail ausgemessen und propor-
tional vergrößert wurde, entstand allmäh-
lich das 1:1-Modell als Gussvorstufe. Artur
Wochniak erstellte das Probepferd, Arletta
Kindermann das Zaumzeug und außerdem
etliche Ornamente des Wagens. Schließlich
verließ Frau Kindermann im August 2006
das Projekt. In Hamburg arbeitete sie bis
zumHerbst 2006 noch an dem Kopfmodell
der Brunonia, das später aber nicht mehr
verwendet wurde.