Seite 9 - Quadriga

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Was ist eine Quadriga? – Eine Einführung
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Nach diesem legendären Vorbild schmück-
ten die römischen Imperatoren seit der Zei-
tenwende in Rom und andernorts ihre
Triumphbögen mit Quadrigen, wahrschein-
lich auch das Hadriansgrabmal, die spätere
Engelsburg. Die vier Rosse auf San Marco in
Venedig und der Wagenkasten in der Sala
della Biga in den Vatikanischen Museen
sind wohl die Reste von derartigen römi-
schen Wagengespannen. Aus diesen welt-
läufigen antiken Beispielen erwuchs die
triumphale Einheit aus Architektur und
Plastik, die auch nach vielen Jahrhunderten
noch faszinieren konnte, so auch den Braun-
schweiger Schlossbaumeister Carl Theodor
Ottmer.
Ausblick nach Braunschweig
Ottmers Quadrigaskizzen für das neue
Braunschweiger Residenzschloss zeigen
feurige Rosse und eine antikische Symbo-
lik, die die Weisheit und die Friedensliebe
der neuen herzoglichen Herrschaft betont.
Ernst Rietschel übertrug diese Symbolik
25 Jahre später in die Braunschweiger
Schlossquadriga. Antiken- und Lokalitäts-
bezug sind die beiden Angelpunkte der
Quadrigagestaltung, deren Verlauf zwi-
schen 1830 und 1855 im Folgenden nachge-
zeichnet wird.
Die ideale Quadriga
Die Aufstellung einer antiken Gottheit an
einem so zentralen Standort wie dem Resi-
denzschloss und der persönliche christliche
Glaube wurden damals in Braunschweig wie
andernorts nicht als Widerspruch empfun-
den. So ist die antikisierende Schlossqua­
driga auch als eine große Ehrenbezeugung
gegenüber der griechischen und römischen
Kultur des Altertums zu verstehen. Die Vor-
liebe hierfür entwickelte sich aus der Be-
Abb. 2
Quadriga im Galopp aus
den olympischen Spielen,
Malerei auf einer Preis­
amphora, um 500 v. Chr.,
London, Britisches
Museum, Reprograf ie.
Abb. 3
Ausschnitt aus dem
Triumphzug des Kaisers
Septimius Severus mit
seinen Söhnen Caracalla
und Geta im Triumph­
wagen, Relief auf dem
Severusbogen in Leptis
Magna (Libyen),
200 n. Chr., Reprograf ie.