Seite 23 - Raabe_inspiriert

Basic HTML-Version

35
„Du musst aufstehen. Der Bus kommt bald.“ Die
Stimme seiner Mutter war sanft, aber drängend. Sie
ging hinein und zog die Vorhänge zur Seite, wäh-
rend Sven die Bettdecke mit den Füßen zum Bet-
tende strampelte. Als er sich aufsetzte, wurde ihm
schwarz vor Augen.
„Geht‘s dir gut?“, fragte seine Mutter, als sie sah,
wie Sven sich die Hand vor die geschlossenen Au-
gen hielt.
„Schwindelig“, erwiderte er kurz angebunden, wo-
raufhin seine Mutter ihm die Hand auf die Stirn leg-
te.
„Du glühst ja!“, rief sie erschrocken aus.
Tatsächlich fühlte Sven sich nicht allzu wohl. Sei-
ne Augen brannten, sein Hals kratzte. Und das ers-
te Niesen schien auch schon in seiner Nase zu kit-
zeln …
„Ich sollte wohl besser im Bett bleiben …“, ant-
wortete Sven heiser und unterstützte sein Leiden
mit einem leisen Husten.
Seine Mutter war ohnehin empfindlich Krankhei-
ten gegenüber. Durch ihre Ausbildung wusste sie
wie schnell sich Bakterien im menschlichen Körper
vermehrten und wie leicht sie auf andere übertragen
wurden. Daher war fast jeder Schnupfen eine Katas-
trophe.
Sanft strich seine Mutter ihm durchs Haar, bevor
sie ihn behutsam zurück in die Kissen drückte.
„Ruh dich gut aus, bevor das Ganze schlimmer
wird.“
Der Zwölfjährige unterdrückte ein Grinsen, als er
sich die Bettdecke bis zum Hals hochzog.