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Nun fuhr sie durch einen warmen Frühlings-
abend. Bislang war es nur kalt gewesen. Dachte sie
daher an Schnee? Nach den ersten hohen Tempera-
turen in der Stadt, war es angenehm jetzt die leichte
Frische des Grüns zu beiden Seiten zu spüren, in
das sie in diesem Moment eintauchte. Der Fahrt-
wind tat ein Übriges. Sie ließ sich rollen und trat
dann wieder leicht in die Pedale. Eilig hatte sie es
nicht.
An ‚ihrem’ Bach machte sie Halt. Sie schaute zu-
nächst, wie immer von der niedrigen Brücke aus, in
das vorüberströmende Wasser, verließ dann den as-
phaltierten Weg und stellte ihr Fahrrad ab und setz-
te sich am Bach nieder.
Auf der einen Seite des Bachlaufs war, wieder re-
naturiert, über die Jahre Moor entstanden, Wiesen-
flächen von früher, in denen zu dieser Zeit die Bäu-
me und Büsche im Wasser standen. Ein Weg,
befestigt durch kleine Steinchen, führte vom Nah-
erholungsgebiet mit einem Kloster und seinen ange-
legten Seen zum Bach und dann zwischen ihm und
Moorlandschaft hierher, kreuzte an dieser Stelle die
‚Kleine Autobahn’ und lief seit einiger Zeit auf der
anderen Seite parallel zum Bachlauf weiter durchs
Grüne als erdiger Weg bis zu einer großen Ausfahrt-
straße der Stadt.
Ihr Platz war in der Nähe der Brücke. Das her-
untergetretene Gras zeigte, dass häufig Menschen
oder Hunde den Weg hinunter zum Bach suchten.
Wege kamen ihr vor wie Markierungen des Men-
schen. Durch die Wege mussten das Gras und das
Grün weichen, durch das Bedürfnis der Lebewesen