Seite 87 - Raabe_inspiriert

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gen? / „Sonne. Mit Bertha und Gretchen auf dem
Deich, die Fluth;“ / Nein, nicht schon wieder auf
den Deich. Mich wundert es nicht, dass der Alte zu-
letzt den „Schimmelreiter“ schreibt, um den verma-
ledeiten Deich zu überwinden.
Wie heißt das hier, Bertha? Ist dies nicht das
Storm’sche Elternhaus? / Es ist die Hohlegasse, Wil-
helm. / Gretchen, du bist nun vier, lies uns doch zur
Probe deines Könnens einmal vor, was dieser An-
schlag hier zu bedeuten hat. / Wilhelm, überforde-
re die Kleine nicht. / Schweig Bertha, sie ist meine
Tochter. Lies nur recht tapfer, Gretchen. / Wilhelm! /
„Freitag, den 9. August 1867. Große Dichterschlacht.
9 Uhr abends. Im Speicher am Binnenhafen. Erster
Preis: Hansens 41,5%-Aquavit.“ /
Gut, mein Gretchen. Sehr gut. Was hältst du da-
von, Bertha? Eine Dichterschlacht? / Wilhelm, du
alberst. Du bist ein gestandener Dichter. Am 15.
November wollen wir deinen 13. „Federansetzungs-
tag“ feiern. Was wird Westermann sagen, wenn sein
bester Mann beim Poetry Slam mitmacht? / Bertha,
ich staune!
Nichts wird er sagen, weil es ihm nicht zugetragen
wird. Wir sind hier Unbekannte. Stuttgart ist fern.
Und die Husumer Nachrichten, wenn sie davon be-
richten sollten, dringen nicht bis Braunschweig. /
Wilhelm, bei Delff im Schaukasten ist dein „Abu
Telfan“ als Neuerscheinung des Jahres auf rotem
Samt ausgelegt. Ich sah Nasenfett an der Scheibe!
Nimm wenigstens ein Pseudonym an. / Schlag eines
vor, Bertha. Gefällt es mir, so will ich’s nehmen. /
Wacholder, Johannes Wacholder, Wilhelm. / Da