Seite 86 - Raabe_inspiriert

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Theater hinter uns. Gretchen, fass’ die Mama an
und kommt.
Sahst du, wie die Augen des Folgmädchens blitz-
ten, als sie meinen Namen auf der Karte fand? Mei-
ne Novellen brauchen sich nicht vor seinen zu ver-
stecken. Jetzt zum Deich, Bertha? Was noch? /
Buchhandlung Delff in der Krämerstraße, Wilhelm.
Hansens Schleswig’sche Inseln kaufen. / Lassen wir
den Deich sausen. Die trockene Buchhandlung ist
mir lieber, als der graue Schlick. / Aber das Tage-
buch, Wilhelm! Es verlangt den Deich! / Das Tage-
buch als literarische Gattung, liebe Bertha, hat hin-
ter den Autor zurückzutreten. Es ist nur die Idee
eines real gelebten Lebens. Und, waren wir nicht
vorm Table d’hôte bereits am Deich und werden
morgen, sogar bei Flut, noch einmal deichlängs
wandeln? Auch das ist Tagebuch. Auf zur Krämer-
straße! Gretchen fass’ die Mama an und kommt.
Was werde ich ins Tagebuch schreiben, Bertha? /
„Hansens Schleswig’sche Inseln gekauft.“ Punkt. /
Ich liebe die kurze Form. Jedenfalls kann ich sie im
Tagebuch tadellos üben – und sie verbraucht weni-
ger Papier! Ja, ja, „Das Schleswig’sche Wattenmeer
und die friesischen Inseln“ von Christian Peter Han-
sen. Steck es umsichtig ein, Bertha, im Jahre meines
hundertsten Todestages wird man es für tausend Euro
im „ZVAB“ angeboten finden. / „ZVAB“? Euro? Was
redest du Wilhelm? / Ach, lass nur, Bertha, lass nur.
Unser Dampfboot geht erst morgen am Nachmit-
tag. Was machen wir bis dahin, Bertha? / Das Tage-
buch sieht vor „Mit Bertha und Gretchen auf dem
Deich und durch die Stadt.“ / Verflucht, und mor-