Seite 18 - Schloss_Wolfenbuettel

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II
Wolfenbütteler Herzöge im 16., 17. und 18. Jahrhundert
II.1
Herzog Heinrich „der Jüngere“
Mit Herzog Heinrich „dem Jüngeren“ (*1489; 1514-
1568) beginnt die Reihe der Welfenfürsten, die für
die Entwicklung des Fürstentums Braunschweig-Wol-
fenbüttel, aber auch von Burg und Schloss Wolfen-
büttel, besonders bedeutsam sind. Der Sohn Herzog
Heinrichs „des Älteren“ wird als kriegerischer Mann
beschrieben, der von Jugend an eine Neigung zu rit-
terlichem Zweikampf aber auch zu verbissenen und
gewalttätigen Händeln zeigte. Dazu sollte er in den
Jahren seiner Herrschaft, die von zahlreichen kriege-
rischen Auseinandersetzungen und seinem vergebli-
chen Kampf gegen die Reformation geprägt war, sehr
oft Gelegenheit haben.
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Schon bald nach seinem Regierungsantritt wur-
de Herzog Heinrich „der Jüngere“ in die sogenannte
Hildesheimer Stiftsfehde verwickelt. Bischof Johann
von Hildesheim bemühte sich damals um die Rück-
gewinnung von Burgen, die an den Stiftsadel ver-
pfändet worden waren. Herzog Heinrich „der Jünge-
re“ stand gemeinsam mit seinem Onkel, Erich I. von
Calenberg, seinem Bruder Franz, dem Bischof von
Minden, und dem teilweise lehensabhängigen Hil-
desheimer
Stiftsadel auf der Gegenseite. Es kam zu
Brandschatzungen in beiden Lagern. Die Lage spitz-
te sich nach dem Tod Kaiser Maximilians I. zu, und
Bischof Johann gelang es mit Unterstützung von Her-
zog Heinrich „dem Mittleren“ (Lüneburg), die Partei
des Wolfenbüttelers in der Schlacht bei Soltau im Jahr
1519 zu schlagen. Als der Hildesheimer Bischof sich
nach der Schlacht weigerte, seine Gefangenen ohne
Gegenleistung frei zu lassen, erwirkte Herzog Hein-
rich „der Jüngere“ beim neuen Kaiser Karl V., dessen
Parteigänger er jetzt wurde, dass über den Hildeshei-
mer die Reichsacht ausgesprochen wurde. Der Kai-
ser ernannte den Wolfenbütteler Herzog außerdem
zum persönlichen Vollstrecker der Reichsacht, und
der nun politisch wie militärisch isolierte Bischof sah
sich gezwungen, sein Bistum zu verlassen. Das Hil-
desheimer Stiftskapitel trat im Jahr 1523 dann gro-
ße Teile des Bistums, das sogenannte „Große Stift“,
an Herzog Heinrich „den Jüngeren“ ab. Drei Jahre
später wurde er auf dem Reichstag in Augsburg auch
offiziell mit dem eroberten Land belehnt. Nachdem
seine Macht im Hildesheimer Bistum nun endgültig
gefestigt war, befasste sich der Herzog mit dem Pro-
blem der verpfändeten Burgen, das schon den ver-
triebenen Bischof Johann beschäftigt hatte. Es gelang
dem neuen Landesherrn, mit unvergleichlicher Härte
die begehrten Burgen zurückzugewinnen. Über 100
Jahre sollte fortan das „Große Stift Hildesheim“ zum
Herrschaftsgebiet der Wolfenbütteleler Herzöge ge-
hören.
Bereits im Jahr 1515 hatte Herzog Heinrich die
jüngere Maria, Tochter des Grafen Heinrich von
Württemberg, geheiratet. Diese gebar ihm 11 Kinder,
davon drei Söhne: Karl Victor (*1525), Philipp Mag-
nus (*1527) und schließlich den ungeliebten Julius
(*1528), der Herzog Heinrichs Nachfolger werden
sollte.
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weitere Kinder entstammten Herzog Hein-
richs Verbindung mit seiner langjährigen Geliebten,
Eva von Trott (†~1565), einem Hoffräulein seiner
Frau. Die markantesten Daten dieser an merkwürdi-
gen Details reichen Liebesgeschichte seien hier kurz
erwähnt: Nachdem Eva bereits das dritte uneheliche
Kind des Herzogs geboren hatte, wurden die Um-
stände am Wolfenbütteler Hof offenbar unhaltbar,
und der Landesfürst sah sich gezwungen, die Ehren-
dame der Herzogin zu entlassen. Da er dieser Liebe
jedoch nicht entsagen wollte, bediente er sich einer
abenteuerlichen List: Auf ihrer Heimreise erkrankte
das Fräulein von Trott in Gandersheim vorgeblich
an einer pestilenzartigen Krankheit, die ihr augen-
scheinlich auch den Tod brachte. In Wirklichkeit be-
grub man an ihrer Stelle eine Holzpuppe, deren Kopf
der Herzog vorsorglich bei einem Braunschweiger
Bildschnitzer hatte anfertigen lassen und angeblich
schon ein Jahr lang in seinem Bett versteckt hatte.
Die sehr lebendige Eva von Trott begab sich unter-
dessen in aller Stille zur Staufenburg am westlichen
Abb. 17
Herzog Heinrich
„der Jüngere“
,
Öl auf Leinwand,
Kopie nach einem
Gemälde des 16. Jahr-
hunderts; Museum im
Schloss Wolfenbüttel
Abb. 16
Neu Inventierter
Genealogischer
Stamm-Baum des (...)
Hauses Braunschweig-
Lüneburg
, Matthäus
Seutter (1678-1757),
kolorierter Kupferstich
(Ausschnitt), 18. Jahr-
hundert;
Museum im Schloss
Wolfenbüttel