Seite 39 - Schloss_Wolfenbuettel

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V.1
Das Treppenhaus und der Gardesaal
Vom Innenhof des Schlosses gelangt man durch den
unteren Arkadengang des Nordwestflügels (C) in das
Haupttreppenhaus, welches man durch eine zwei-
flügelige Tür betritt. In den schiefwinkeligen Raum
zwischen der zum Hof gerichteten Holzarkaden-
reihe, der steinernen Hofwand des Nordwestflügels
und dem quadratischen Treppenturm aus dem 16.
Jahrhundert, der sich zwischen Nordwest- und West-
flügel (C, D) befindet, wurde um 1690 das barocke
Treppenhaus eingefügt.
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Vor und während der Bauzeit
bildete der alte Treppenturm den einzigen Zugang
zu den Gemächern im Hauptgeschoss. Noch heute
sind die oberen Läufe dieser Treppe im Dachbereich
erhalten. Für den Bau der repräsentativen zweiläufi-
gen Treppe mit Wendepodest wurde die Stützenrei-
he im Erd- und Obergeschoss, die sich ursprünglich
hinter der vorderen Arkadenreihe des Hofes erhob,
entfernt. Das neu geschaffene Treppenhaus, dessen
Arkadenöffnungen man zunächst weiterhin offen
ließ, stellt eine reduzierte Fassung der symmetrisch
angelegten,
zweiarmigen Treppenanlage mit je zwei
Läufen des Salzdahluner Lustschlosses dar. Im Jahr
1918 unterzog man die Treppe einer umfassenden
Erneuerung. Der Vergleich mit älteren Fotodoku-
menten zeigt, dass die Anzahl der Stufen des obe-
ren Treppenlaufs bei diesen Arbeiten um mindestens
zwei reduziert worden ist. Desgleichen wurden of-
fenbar aus der umlaufenden oberen Balustrade zwei
Baluster entfernt. Damit sollte möglicherweise eine
Verbreiterung der begehbaren Fläche vor dem heu-
tigen Museumseingang erreicht werden. Die stark
ausgetretenen Eichenholztreppenstufen erhielten aus
Sicherheitsgründen einen Terrazzobelag, der seiner-
seits mit mittig aufgesetzten Trittbrettern aus Holz
versehen wurde. Die Balustradenpostamente waren
vor 1918 mit einem marmorierten Anstrich versehen.
Die Baluster selbst, deren Form auf niederländische
Vorbilder verweist, sowie Handläufe und Gesimse
waren monochrom gehalten. Die heutige Farbfas-
sung geht auf eine Erneuerung aus der zweiten Hälfte
des 20. Jahrhunderts zurück.
Im Obergeschoss wird die Treppe auf drei Seiten
von einer Galerie umfasst. Der obere Treppenlauf ist
auf die Tür des Gardesaals ausgerichtet, während
man
zum ehemaligen Rittersaal (dem heutigen The-
atersaal) und zum nicht mehr existierenden Redou-
tensaal im Südflügel (E) über die umlaufende Gale-
rie gelangt. Die Schmalseiten des Raumes sowie die
Fensterreihe werden durch Blendbögen gegliedert,
die auf dorischen Pilastern, Halbsäulen bzw. Freisäu-
len ruhen. Die der Fensterreihe gegenüber liegende
Seite ist abweichend durch gestufte Blendbögen, die
auf dorischen Blendpilastern errichtet sind, unterteilt.
Das Treppenhaus und der Gardesaal
V
Die Gliederung dieser Wand, aus Fenstern, Türen
und geschlossenen Anteilen bestehend, war bis 1918
erhalten geblieben und wurde nach dem zweiten
Weltkrieg verändert. Im Zuge dieser Maßnahmen
tauschte man auch die Türblätter aus und nahm
Modifikationen am nicht mehr erhaltenen, (um den
Friesanteil verkürzten) dorischen Stuckgebälk vor.
Mehrere verglaste Hängelaternen besorgten ursprüng-
lich die Beleuchtung des Treppenhauses.
Vom Treppenhaus betritt man durch eine zweiflü-
gelige Tür, die auf den oberen Treppenlauf ausgerich-
tet ist, den ehemaligen Gardesaal, der heute als erster
Raum des Museums fungiert. Der Gardesaal, auch
Reuterwache genannt, verdankt seinen Namen den
bewaffneten Posten, die von hier aus den Zugang zum
(alten) Appartement des Herzogs und der Wohnung
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Abb. 99
Großes Treppenhaus
nach Nordosten
,
Schloss Wolfenbüttel
Abb. 100
Großes Treppenhaus
,
Blick vom Wendepo-
dest nach Nordosten
,
Fotografie, zwei-
te Hälfte des 19.
Jahrhunderts; Nieder-
sächsisches Landesamt
für Denkmalpflege,
Hannover, Fotosamm-
lung