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Die Räume des Schlosses
der Herzogin kontrollierten. Wie im Treppenhaus
sind die Wände auch hier durch Blendarkaden, die
auf dorischen Pilastern und Halbsäulen ruhen, ge-
gliedert. Der Saal wie auch die sich anschließende
Hofgalerie, welche im ersten Stockwerk den Hof auf
der Nord- und Ostseite umgreift, wiederholten das
Motiv der offenen, durch niedrige Brüstungen ab-
gesicherten Arkaden, welches schon im Treppenhaus
zu finden war. Im Jahr 1697, nach der Neugestaltung
des Südflügels mit dem barocken Redoutensaal,
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ent-
schloss man sich – vermutlich weil sich die luftige
Bauweise für die hiesigen Klimaverhältnisse doch als
zu unbequem erwiesen hatte – die offenen Arkaden
von Hofgalerie, Gardesaal und Treppenhaus durch
Wände mit Fenstern zu schließen und Gardesaal und
Treppenhausgalerie durch eine Wand von einander
zu scheiden. Schließlich wurden um 1918 auch die
Arkaden im Erdgeschoss des großen Treppenhauses
auf diese Weise geschlossen.
Die kleine Stube, von welcher aus der Zugang
zum Ritter- bzw. Redoutensaal kontrolliert wurde,
war ursprünglich vom Treppenhaus aus zugänglich.
Nach Entfernung dieser Tür ist die Wachstube heute
vom Gardesaal zu erreichen.
Die heutige Ausstattung des Gardesaals hat mit
Ausnahme der Wandgliederungen nichts mehr mit
dem ursprünglichen Aussehen des Raumes gemein.
Die korinthischen Säulen und ihr Gebälk, die in jün-
gerer Vergangenheit dort aufgestellt wurden, stam-
men von einer Altarrotunde aus der Braunschweiger
Andreaskirche. Weitere Säulen samt Gebälk dieser
Rotunde zieren die Gallerie des Herzogappartements
und
die Hofgallerie vor dem Herzoginnenapparte-
ment (Leihgabe des Städtischen Museums in Braun-
schweig). Das Deckengemälde nach Vorlagen von
Simon Vouet, auf welchem die Anbetung der Hei-
ligen Drei Könige darstellt ist, befand sich ursprüng-
lich im Herrenhaus in Linden.
▲
Abb. 103
Gardesaal
,
nach Nordosten,
Schloss Wolfenbüttel
◄▲▲
Abb. 101 /
◄▲
Abb. 102
Grosses Treppenhaus
,
nach Nordosten mit Blick in den Gardesaal nach
1690, vor 1697 (oben) bzw. nach Nordosten um
1697 (unten), Rekonstruktionsversuche von Elmar
Arnhold und Hans-Henning Grote