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Die Räume des Schlosses
und „Die Offenbarung des Johannes“), „Die Chris-
tenverfolgung unter Kaiser Diocletian“ und, auf ei-
nem der Teppiche, Darstellungen von Waffen und
Rüstungen zu sehen.
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Es handelte sich vermutlich
um Arbeiten aus der Werkstatt von Gerard Peemann,
der zwischen 1660 und 1707 in Brüssel tätig war.
Dort hat sie Herzog Anton Ulrich möglicherweise
auf einer seiner Reisen in die südlichen Niederlan-
de erworben. Zwischen 1892 und 1893 wurden die
kostbaren Stücke nach Berlin gebracht, wo man sie
reinigte und ergänzte. Im Jahr 1894 kamen sie zu-
nächst nach Schloss Blankenburg. Knapp 20 Jahre
später, 1913, brachte man sie dann ins Braunschwei-
ger Schloss, und heute befinden sie sich auf der Ma-
rienburg bei Nordstemmen.
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Die Polster der neuen Sitzmöbel harmonierten
mit dem Ton der entsprechenden Wandbespannung:
Sechs Nussbaumstühle mit grünen Damastbezügen
für die Antichambre, im Audienzzimmer vier Stühle
und vier Fauteuils mit roter Damastpolsterung und
silbernen Tressen und im Schlafzimmer vier Stühle
und zwei Fauteuils mit Bezügen aus gelbem Da-
mast, die mit silbernen Tressen garniert waren. Die
älteren Sitzmöbel aus dem Audienzzimmer wander-
ten in das Herzoginnenappartement, das zwischen
1704 und 1714 für allgemeine Festlichkeiten genutzt
wurde. Daneben wurden für das Herzogapparte-
ment Nussbaumtische, ein Spieltisch, ein lackierter
Trommeltisch, ein Schreibtisch (Bureau Mazarin), ein
(1637-1714) hielt Einzug im Wolfenbütteler Schloss.
Unter dem Einfluss des Berliner Hofes (Schloss Char-
lottenburg und Berliner Stadtschloss) entstand zwi-
schen 1706 und 1710 der mit Bandelwerk verzierte
Plafond im Paradeschlafzimmer. Die Gestaltung des
Paradebetts (um 1711/12) geht auf Vorlagestiche
von Daniel Marot zurück, die Intarsien des Fußbo-
dens sowie die Türblätter und Türgewände von 1711
basieren auf Musterdessins von Charles Augustin
d’Aviler. Mit diesem Dekorationswandel vollzog sich
die Hinwendung vom niederländischen zum franzö-
sisch orientierten Ausstattungsstil. Diese Entwicklung
fand eine Fortsetzung in der Regierungszeit Herzog
August Wilhelms, dessen Erneuerungen den Einfluss
von Vorlagestichen des Franzosen Jean Berain (1640-
1711) zeigen.
Darüber hinaus sind nach Antritt von Herzog
Anton Ulrichs Alleinherrschaft folgende Dekorati-
onsarbeiten bzw. Veränderungen der Ausstattung do-
kumentiert: Die Wände der drei Haupträume versah
man mit Wandbekleidungen aus farbigem Damast,
die in der Antichambre und im Audienzzimmer von
Wirkteppichen verdeckt waren. Im Audienzzimmer
hingen noch bis 1891 sieben Wirkteppiche, die man
ursprünglich auf die Antichambre und das Audienz-
zimmer verteilt hatte. Darauf waren Szenen aus der
Apostelgeschichte („Die Befreiung des Apostels Pe-
trus aus der Kerkerhaft“, „Die Predigt des Paulus in
Athen“, „DieGeschichtedesAnaniasundder Sophira“
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Abb. 105
Herzogappartement,
Grundriss
,
Schloss Wolfenbüttel,
Rekonstruktion von
Elmar Arnhold und
Hans-Henning Grote
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