Seite 12 - Topographie_der_Erinnerung

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So gehörte die heutige Region damals zum größten Teil
zum NSDAP-Gau Südhannover-Braunschweig, vollständig
zur Wehrkreisverwaltung XI und zum Arbeitsamtsbezirk
Niedersachsen.
Die regionalen Verflechtungen wirkten sich nicht nur
bei der Durchführung der Terrormaßnahmen gegenüber
den politischen Gegnern des Nationalsozialismus 1933 aus.
Sie wurden bei der so genannten „Reichskristallnacht“
1938 ebenso erkennbar, wie bei der Durchführung der so
genannten „Euthanasie-Aktionen“ und waren beim Einsatz
ausländischer Zwangsarbeiter oder Kriegsgefangener in der
Rüstungswirtschaft nachvollziehbar.
Der Blick auf die Gedenkorte für die Opfer des Natio-
nalsozialismus in einer Region macht eine Periodisierung
ihrer Entstehung und Ausgestaltung nicht leicht, offenbart
er doch die großen Ungleichzeitigkeiten, die sich für ver-
gleichbare Entwicklungen an unterschiedlichen Orten erge-
ben. Trotzdem sei hier eine Skizze versucht:
Die ersten Gedenkorte für Opfer des Nationalsozia-
lismus entstanden unmittelbar nach Kriegsende auf den
Begräbnisstätten der ausländischen Gefangenen und
Zwangsarbeiter. Zum Teil konnten oder wollten befreite
Arbeitsdeportierte nicht in ihre Herkunftsländer zurück-
kehren und blieben so vorerst in der Region. Sie schufen
Mahnmale auf den Grabfeldern ihrer getöteten Kameraden
und Angehörigen – so z. B. auf den großen Friedhöfen in
Braunschweig, Salzgitter, Wolfenbüttel und Wolfsburg.
Auch die sowjetische Militäradministration wurde tätig
und veranlasste die Errichtung von Ehrenmalen für getöte-
te Sowjetbürger auf den Grabfeldern.
In den wieder gebildeten deutschen Kommunalvertre-
tungen wurden Initiativen zum Gedenken an deutsche
Opfer des Nationalsozialismus ergriffen. So regte die SPD-
Fraktion im Stadtrat Braunschweigs die Errichtung eines
Denkmals für den im Konzentrationslager Bergen-Belsen
ermordeten ehemaligen Ministerpräsidenten Heinrich
Jasper an, welches 1951 eingeweiht wurde. KPD-Vertreter
erinnerten an die zehn in Rieseberg ermordeten Partei-
anhänger und forderten die Rückführung der Toten nach
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