STADT BRAUNSCHWEIG
Im Oktober 1938 wurden in Braunschweig lebende
jüdische Familien, die die polnische Staatsangehörigkeit
hatten, nach Polen abgeschoben. Betroffen waren etwa
70 Personen.
Im Rahmen des reichsweiten Pogroms am 9. und 10. No-
vember 1938 wurde die Braunschweiger Synagoge verwüs-
tet. Das Inventar des benachbarten Restaurants der Ge-
schwister Baron wurde zertrümmert, so dass die Geschwis-
ter das Geschäft aufgeben mussten. Zahlreiche jüdische Fa-
milien wurden durch die Gestapo aufgesucht, Wohnungs-
einrichtungen beschädigt, die Männer verhaftet und in das
Konzentrationslager Buchenwald verschleppt.
Mit einer Fülle von Gesetzen und Verordnungen wurde
der jüdischen Bevölkerung das Leben immer schwerer ge-
macht. So verloren jüdische Braunschweiger den Kün-
digungsschutz und mussten in so genannte Judenhäuser
zusammenziehen.
Im Januar 1942 begannen die Deportationen der jüdi-
schen Bürger, die noch nicht zur Auswanderung getrieben
worden waren, in die Gettos und Vernichtungslager im
Osten. Bei der Volkszählung 1933 hatten 682 Einwohner
eine jüdische Religionszugehörigkeit angegeben. Die Na-
tionalsozialisten stuften aufgrund ihrer Rassenvorstellun-
gen jedoch 1.150 Personen als Juden ein. Die Ermordung
von 196 jüdischen Braunschweigern ist nachweisbar.
In ähnlicher Weise erfolgte die Verfolgung der in
Braunschweig lebenden Sinti. Seit 1938 waren die in der
Region lebenden Sinti auf einen Lagerplatz in Veltenhof
gebracht worden. Am 3. März 1943 wurde dieses Sammel-
lager aufgelöst, die Wohnwagen wurden verbrannt und die
etwa 100 Bewohner nach Auschwitz deportiert (Siehe Er-
innerungsstätte für die verfolgten und ermordeten Braun-
schweiger Sinti).
Durch die Errichtung der Reichswerke „Hermann Gö-
ring“ in Watenstedt-Salzgitter und des Volkswagenwerkes
in Wolfsburg wurde Braunschweig zum Zentrum einer in-
dustriegeprägten Region. Die Aufrüstungspolitik im Zuge
des Vierjahresplanes machte sich aber auch in den Auf-
tragsbüchern der städtischen Großbetriebe bemerkbar:
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