Seite 19 - Topographie_der_Erinnerung

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Erinnerungsstätte für die verfolgten und
ermordeten Braunschweiger Sinti
Die Verfolgung und Ermordung der Sinti und Roma wurde
vom nationalsozialistischen Regime systematisch betrie-
ben. Die Basis der Vernichtungspolitik bildete ein bio-
logistisches Rassendenken, für das insbesondere die 1936
gegründete „Rassenhygienische Forschungsstelle“ des Neu-
rologen und Psychiaters Robert Ritter die Argumente lie-
ferte. Nach dem „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nach-
wuchses“ von 1933 konnten Sterilisationen an Sinti und
Roma vorgenommen werden. Mit den Nürnberger Gesetzen
von 1935 wurden die „Zigeuner“ zur „außereuropäischen
Fremdrasse“ erklärt. Die daraus resultierende Diskriminie-
rung und Ausgrenzung, die vollständige Erfassung und die
1939 befohlene „Festsetzung“ der Sinti in so genannten
Sammellagern waren Schritte auf dem Weg zur Vernich-
tung dieser Menschen.
Das Wissen um das Schicksal der in Braunschweig le-
benden Sinti in der Zeit des Nationalsozialismus ist immer
noch gering. Die Stadt Braunschweig hat im Jahr 2001 ein
Forschungsprojekt zur Geschichte der Braunschweiger Sinti
initiiert, in dessen Rahmen u.a. die Namen und Schicksale
der Opfer aus Braunschweig recherchiert wurden. Bekannt
sind nunmehr 124 Namen von Opfern der nationalsozialisti-
schen Verfolgung – Männer, Frauen und Kinder, die im Ver-
nichtungslager Auschwitz-Birkenau oder an anderen Orten
ums Leben kamen. Die Durchsicht von Aktenbeständen in
lokalen, regionalen und überregionalen Archiven erbrachte
auch einzelne Erkenntnisse hinsichtlich der Lebensbedin-
gungen der Sinti in Braunschweig und der Region in den
dreißiger und vierziger Jahren. Ergebnis der Forschungen
war darüber hinaus, dass in Braunschweig ausschließlich
Sinti und keine Angehörigen der Gruppe der Roma lebten.
In Braunschweig-Veltenhof wurden die Sinti in einer Art
Sammellager gettoisiert. Im März 1943 wurden sie von dort
zum Braunschweiger Bahnhof gebracht und in das Vernich-
tungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Nur wenige über-
lebten. Diejenigen, die zurückkehrten, hatten alles verloren:
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