Seite 20 - Topographie_der_Erinnerung

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STADT BRAUNSCHWEIG
„Dann bin ich aus dem Zug ausgestiegen und bin da
hingegangen, nach Veltenhof … Da hab ich nicht einen
Wohnwagen gesehen! Und wo unser Wohnwagen gestanden
hat, da ist eine Bombe reingefallen. Stellen Sie sich mal
vor, ich komme da an und sehe keinen Menschen! Kein
Mensch war da.“
Elvira R., Braunschweiger Sintiza.
aus: „Es war unmenschenmöglich“. Sinti aus Niedersachsen erzählen –
Verfolgung und Vernichtung im Nationalsozialismus und Diskriminierung
bis heute. Hrsg. vom Niedersächsischen Verband Deutscher Sinti e.V.,
Hannover 1995, S. 38 f.
Im Rathaus der Stadt Braunschweig wurde im Jahr 2002
ein symbolischer Raum des Erinnerns und Gedenkens ge-
schaffen, der den Braunschweiger Sinti gewidmet ist. Das
Leiden dieser Menschen unter der nationalsozialistischen
Herrschaft schien lange Zeit fast vergessen. Der Entschluss
des Rates der Stadt im März 2001, eine Erinnerungsstätte
für die verfolgten und ermordeten Braunschweiger Sinti zu
schaffen, war Ergebnis eines intensiven Dialogs mit dem
Niedersächsischen Verband Deutscher Sinti e.V. (Hanno-
ver), in dem würdevolle Formen der Erinnerung gesucht
wurden. Seit 2001 wurde alljährlich im März am zukünfti-
gen Standort der Erinnerungsstätte ein Kranz niedergelegt,
um der Opfer zu gedenken, die am 3. März 1943 von
Braunschweig in das Vernichtungslager Auschwitz-Birke-
nau deportiert wurden.
Im Mai 2001 lobte die Stadt Braunschweig einen künst-
lerischen Wettbewerb für die Gestaltung eines Gedenkortes
im Rathaus aus und entschied sich für den Entwurf des
Braunschweiger Künstlers Ohannes Tapyuli. Die Erinne-
rungsstätte sollte nicht nur dem offiziellen Gedenken einen
Rahmen geben, sondern auch zum Anstoß für die indivi-
duelle Suche nach Erinnerungen an diese Zeit werden. Mit
der Errichtung des Mahnmals im Inneren des Rathauses
wurde dem Gedenken an die verfolgten und ermordeten
Braunschweiger Sinti ein Platz im Zentrum städtischen Le-
bens gegeben, der zugleich eine Atmosphäre der Stille und
Trauer zulässt.
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